meinungsstark
:

An das Erinnern erinnern

„Sie sind genauso gemeint, auch wenn Sie kein Jude sind“,

taz vom 27. 1. 18

Ich bin seit vielen Jahren taz-Leserin und habe viele gute Artikel in der taz gelesen – und nicht reagiert. Nun habe ich großes Verlangen, euch zu schreiben: Dieses Interview mit Michel Friedman und seine Ansichten haben mir aus tiefster Seele gesprochen. Ich bin Jahrgang 1960 und kann bis heute nicht verstehen, wie in dem Land, in das ich geboren wurde, damals solch ein Krieg, solche Gedanken, die zu diesem Krieg und zur Tötung von 6 Millionen Juden führten, herrschten.

Mein Vater, Jahrgang 1922, war als junger Mann im Krieg in Russland und Frankreich. Ich habe ihn als lieben „guten“ Menschen in Erinnerung. Wenn er vom Krieg erzählte, haben seine Augen geleuchtet und er hat die Zeit und sein Tun nicht kritisiert. Wie oft habe ich gehört: „Wir haben von nichts gewusst.“ Ich konnte das als Jugendliche so nicht stehen lassen und habe mit ihm gestritten. Das waren vielleicht die intensivsten Stunden mit meinem Vater. Ein weiterer Standardsatz war: „Schau dir die Welt erst mal an!“ Er selbst war Vertriebener aus dem Sudetenland, ebenso wie meine Mutter, und beide hatten ein schweres Schicksal zu tragen. Und doch konnte ich es nicht so einfach stehen lassen, wie Menschen wegen ihrer Religion so grausam und unmenschlich behandelt wurden.

Ich war in den 1980er Jahren dreimal in Israel, war total verunsichert und hab mich so schuldig gefühlt – und bin dort so vielen netten Menschen begegnet. Alte Männer mit der Nummer vom KZ auf dem Arm haben sich mit mir freudig auf Deutsch unterhalten. Letztes Jahr habe ich mir das Buch „Die zweite Schuld“ von Ralph Giordano gekauft und bin fassungslos darüber, was nach dem Krieg in Deutschland ablief.

Letztes Jahr machte meine Tochter ein Jahr Freiwilligendienst in einem Kibbuz in Israel. Ich habe sie besucht und war gespannt, wie es so ist, 30 Jahre später. Das Land ist toll, die Menschen im Kibbuz sind sehr freundlich. In meiner Lieblingsstadt Jerusalem war ich schockiert. Die Tage dort waren überschattet von Spannungen, so viel Polizei und Militär. Die Art und Weise, wie die palästinensische Bevölkerung von der israelischen Regierung behandelt wird, und die Mauer, die quer durch Jerusalem und Bethlehem beziehungsweise Palästina läuft, sind schrecklich. Wichtig ist für mich aber auch, wahrzunehmen, dass es viele, viele Israelis gibt, die Frieden möchten. Letztes Jahr gab es in Tel Aviv eine Demonstration mit vielen Tausend Menschen, die für Frieden mit den palästinensischen Menschen auf die Straße gegangen sind – und ich finde, solche Meldungen kommen in den Medien oft zu kurz.

Ich habe vor einigen Tagen ein Video von einer Holocaust-Überlebenden, einer 90-jährigen Frau, gesehen, die gesagt hat: „Die Flüchtlinge von heute sind die Juden von damals“, und man darf nicht vergessen, man muss an das Erinnern erinnern! Ich finde, das hat sie toll ausgedrückt. Christine Billmaier, Vaihingen

„Das mache mir so“

„Untreue und Vorteilsgewährung“, taz vom 8. 2. 18

Der Skandal um den Landessportverband Saar und seine Vorstandsmitglieder (Landes- und Kommunalpolitiker) ist so typisch Saarland. Die saarländische Währung nennt man nicht umsonst „Das mache mir so“, also ohne Rechnung, oder „Eine Hand wäscht die andere“. Ein schönes Beispiel dafür ist die Ausrichtung der Feier zum 70. Geburtstag unseres Innenministers Klaus Bouillon, CDU, in der Mensa der Landessportschule Saarbrücken. Andrea Peitz, Heusweiler