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Ein reiches Leben in vielen Ausschnitten

Mit „Peggy Parnass – Überstunden an Leben“ haben Jürgen Kinter und Gerhard Brockmann eine Filmcollage über die Hamburger Künstlerin und politische Aktivistin geschaffen. Wegen fehlender Rechte darf der Film jedoch nur für umsonst gezeigt werden

Von Wilfried Hippen

Einen großen Dokumentarfilm über Peggy Parnass gibt es noch nicht, aber zumindest eine Ahnung davon, wie er aussehen könnte, vermittelt die Filmcollage „Peggy Parnass – Überstunden an Leben“, die Jürgen Kinter und Gerhard Brockmann für das Hamburger Medienpädagogik-Zentrum (MPZ) produziert haben. Dafür stöberten sie durch die Film-, Foto- und Musiksammlung von Peggy Parnass und haben die schönsten Fundstücke zu 68 Filmminuten zusammengeschnitten.

Es wurde sich dabei nicht darum geschert, wer die Rechte zur Veröffentlichung etwa der vielen Ausschnitte aus Fernsehberichten und Talkshows hat und so kann es keine normalen öffentlichen Vorstellungen, bei denen Eintritt gezahlt wird, für diesen Film geben. Sehen kann man ihn in speziellen Sonderveranstaltungen und wenn man sich direkt mit dem MPZ in Verbindung setzt.

Entsprechend kostengünstig ist der Film dann auch gemacht worden. Dafür ist die Materialsammlung geschickt montiert und da Parnass selber sehr oft und sehr gut von sich selbst, ihrem Leben, ihrem politischen Widerstand und ihrer Arbeit erzählt hat, bekommt der Film alleine schon durch sie als Erzählerin seine Struktur und seine Dramaturgie.

Peggy Parnass ist da etwa bei einer Diskussionssendung neben Generälen und Frauen in Soldatenuniformen zu sehen, wie sie leidenschaftlich dagegen protestiert, dass Frauen in der Bundeswehr beschäftigt werden dürfen. In einer anderen Talkshow wird sie wegen ihrer vielen Liebschaften als „männermordend“ vorgestellt. Dagegen protestiert sie, aber „männerverzehrend“ bietet sie selber als Alternative an.

Es gibt Ausschnitte aus einer Folge der Krimiserie „Stahlnetz“, in der sie in den 60er-Jahren die Freundin eines Kriminellen spielte. Außerdem erzählt Parnass von ihrer Arbeit als Autorin. „Ich wünschte, meine Bücher wären nicht mehr aktuell“, sagt sie bei einer Veranstaltung im Hamburger Schauspielhaus im Jahr 2017, bei der Auszüge aus ihren Texten vorgelesen werden.

Sie berichtet davon, wie sie sich 1939 von ihrem jüdischen Vater und ihrer Mutter auf dem Hamburger Bahnhof verabschiedete. Sie und ihr Bruder wurden mit einem Kindertransport nach Schweden geschickt und überlebten, ihre Eltern hat sie nie wieder gesehen.

Dann zeigt sie wieder stolz ihre Wohnung und schwärmt von großen Männern und vom Skatspielen. Die Collage zeigt, dass Parnass immer noch kämpferisch, lebenshungrig und voller Humor ist.

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