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Sylt geht der Sand aus

Während Sturmtief „Burglind“ über Teile Deutschlands fegte, wehte auf Sylt kaum ein Lüftchen. Dennoch hat es den Strand im Norden der Insel ordentlich erwischt

Von Karolina Meyer-Schilf

Alpine Skigebiete hübschen ihre Pisten mit Kunstschnee auf, an der schleswig-holsteinischen Westküste kommt der Saugbagger: Immerhin bringt der richtigen Sand. Wenn Ende März die jährliche „Strandbereisung“ stattfindet, bei der sich Vertreter der Kommunen, des Küstenschutzes und des Umweltministeriums die Schneisen anschauen, die der Winter mit seinen Stürmen geschlagen hat, wird Sylt wieder einen ordentlichen Nachschlag Sand benötigen.

Sturmtief „Burglind“ nämlich sorgte vor allem im Sylter Norden für erhebliche Sandverluste – obwohl sich auf Sylt kaum ein Lüftchen regte. „Bei uns war es sternenklar und windstill“, sagt der Lister Kurdirektor Boris Ziegler. Dass der Sturm dennoch solche Auswirkungen auf die Westküste der Insel hatte, liegt an Druck- und Strömungsverhältnissen im Meer – und daran, dass es wegen des Vollmonds zeitgleich auch noch eine Springflut gab. Das Hochwasser im Sylter Norden lag bei zwei Metern über Normal und spülte dabei eine Menge Sand weg. „Wir haben überhaupt nichts mitbekommen“, sagt Kurdirektor Ziegler. „Normalerweise kriegen wir hier selbst richtig Sturm ab, und dann kann man ja auch verstehen, warum der Sand weg ist.“

Aufgespült werden soll der Sand erst wieder im Frühjahr. Bis dahin schiebt das Strandpersonal der Gemeinde mit dem Trecker den verbliebenen Sand wieder an Ort und Stelle. „Wir sorgen dafür, dass die Verkehrssicherheit am Strand wieder gegeben ist“, sagt Ziegler. Das heißt: Unter die letzten Treppenstufen der Strandaufgänge wird wieder Sand geschoben, und auch die Pfahlbauten der Rettungsstände werden auf ihre Standfestigkeit hin überprüft. „Wir gehen außerdem davon aus, dass bei den vorherrschenden Ostwindlagen über den Winter ein bisschen Sand zurückkommt“, sagt Ziegler.

Sorgen um seine Gemeinde macht sich der Kurdirektor aber nicht: „In List ist die Siedlung ja auf der Ostseite der Insel. Wenn da Sand weggespült wird, bedeutet das nicht sofort Gefahr für Leib und Leben.“ Anders sei es etwa in Hörnum und anderen Inselorten an der Westküste, wo die Siedlungen bei größeren Sandverlusten stärker betroffen sind.

Schleswig-Holstein lässt sich den Fortbestand der Insel einiges kosten: „Die Ausgaben von sechs bis sieben Millionen Euro entfallen auf die Westküste von Sylt, der Investitionsaufwand des Landes für den Küstenschutz insgesamt beläuft sich auf 40 bis 45 Millionen Euro jährlich“, sagt Jana Ohlhoff, Sprecherin des Kieler Umweltministeriums. Die Sandaufspülungen sind dabei aktuell das Mittel der Wahl. Frühere Versuche, etwa durch Buhnen den Sandverlust einzudämmen, haben sich als wenig erfolgreich erwiesen. Die Buhnen, teils aus Holz, teils aus Metall, rotten seitdem vor sich hin und werden seit einigen Jahren auch gezogen: Sie haben keinen Nutzen, und die Verletzungsgefahr durch die scharfkantigen und nur bei Niedrigwasser sichtbaren Hindernisse für Schwimmer ist hoch. Die jetzigen Bemühungen immerhin scheinen erfolgreich zu sein, sagt Boris Ziegler: „Die Statistik sagt, dass wir die Küstenlinie im Durchschnitt halten konnten.“

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