Der Brief in „Le Monde“

Unterzeichnet haben bekannte Schriftstellerinnen wie Catherine Millet

Sie sind Journalistinnen, Psychoanalytikerinnen, aber auch Schauspielerinnen und Unternehmerinnen – und die meisten von ihnen haben eine gewisse Prominenz: Insgesamt 110 Frauen haben die Kritik an der #MeToo-Bewegung in der französischen Tageszeitung Le Monde unterzeichnet. Die meisten Unterstützerinnen stammen aus den Berufsfeldern Medien, Kunst und Wissenschaft. Auffällig ist jedoch das Fehlen von bekannten jüngeren Frauen aus diesen Bereichen.

Die 74-jährige Schauspielerin Catherine Deneuve mag die Berühmteste unter ihnen sein, und dementsprechend ist es auch ihr Name, deren Unterschrift die größten Wellen schlägt.

Doch schon unter den fünf Verfasserinnen der Stellungnahme finden sich so bekannte Namen wie der der Schriftstellerin Catherine Millet. Die 69-Jährige ist Chefredakteurin der Kunstzeitschrift art press. In Deutschland ist sie wohl vor allem bekannt für ihr autobiografisches Buch „Das sexuelle Leben der Catherine M.“ Nach Erscheinen im Jahr 2001 wurden die expliziten Schilderungen ihres Sexuallebens ein weltweiter Erfolg.

Millets Mitautorin Catherine Robbe-Grillet ist ebenfalls Schriftstellerin und Schauspielerin. Viele ihrer Romane mit BDSM-Szenen sind unter dem Namen Jean oder Jeanne de Berg veröffentlicht. Bekannt war auch ihr verstorbener Ehemann: Alain Robbe-Grillet galt als führender Kopf der literarischen Strömung nouveau roman.

Zu diesen Verfasserinnen gesellt sich als Unterzeichnerin etwa die Journalistin Elisabeth Lévy. Die Chefin des Magazins Causeur sorgt in Frankreich mit ihren populistischen Debattenbeiträgen und ihrer streitbaren Art nur allzu oft für Aufruhr, die Le Monde beschrieb sie in einem Porträt einmal als ausgewiesene „Störenfriedin“.

Man kennt die 53-Jährige im Nachbarland für ihre Feminismuskritik – oder gar ihren Anti­feminismus: Vor zwei Jahren titelte der Causeur unter ihrer Ägide zum Beispiel mit der Überschrift „Der feministische Terror“. Im Gegensatz zu Deneuve hätten die Franzosen Lévys Namen wohl jederzeit unter einem derartigen Statement vermutet.

Auch eine Deutsche findet sich in der Liste: Ingrid Caven, die in Saarbrücken geborene Chansonnière und Schauspielerin, die aber schon in den 1970ern nach Paris gezogen ist.

Prominent ist zudem die 62-jährige Unterzeichnerin Brigitte Lahaie. Lahaie war einer der ersten Pornostars Frankreichs und hat ab Ende der 1970er Jahre zahlreiche Sexfilme gedreht. Nach ihrer Pornokarriere spielte sie noch in zahlreichen Spielfilmen mit und moderierte in den vergangenen Jahren im Radio.

Zwar kommen viele der Unterstützerinnen der Stellungnahme aus Medienberufen, doch auch einige Unternehmerinnen sind dabei. Auffällig viele Psychologen, Therapeuten und Psychoanalytikerinnen haben unterschrieben – was sich aber dadurch erklären dürfte, dass mit Sarah Chiche auch eine der Autorinnen Psychoanalytikerin ist. Eva Oer