Ein Anruf mit Folgen

Dreimal versuchte Hans Michael Strepp (CSU) bei der „heute“-Redaktion des ZDF, die Berichterstattung über den Parteitag der Bayern-SPD zu beeinflussen. Das ZDF solle seine Darstellung überdenken, andernfalls würde das Diskussionen nach sich ziehen. Der Bericht wurde trotzdem ausgestrahlt. Diskussion gab und gibt es – über Strepps Umgang mit den Medien. Der CSU-Sprecher wurde nun von seinem Amt entbunden. Sein Verhalten erscheint rätselhaft, betrachtet man seinen geradlinigen Werdegang.

Hans Michael Strepp wird 1967 in Bonn geboren. Nach dem Abitur studiert er Jura, später promoviert er an der LMU München im Wettbewerbsrecht – eine Materie, die Eingriffe des Staates in die Freiheit der Wirtschaft behandelt. Von einem eigenmächtigen Eingriff in die Pressefreiheit ist Strepp da noch weit entfernt.

Er arbeitet nach der Promotion viele Jahre als Richter und Staatsanwalt in München. Aber es zieht ihn in die Politik. Seine erste bedeutende Position in dem Bereich ist die des Pressesprechers in der bayerischen Staatskanzlei unter Edmund Stoiber. Auch unter Erwin Huber bleibt Strepp im Amt. Am 1. Mai 2006 wechselt er an die Spitze der Presseabteilung der CSU. Strepp ist zu diesem Zeitpunkt Anfang vierzig und steigt in kurzer Zeit zum Strippenzieher in der CSU auf. Alles geht über seinen Tisch. Kollegen charakterisieren ihn als einen mit allen Wassern gewaschenen Sprecher. Ein Journalist vom Stern beschreibt ihn wohlwollend als alert, professionell, freundlich. Kurz: So, wie man sich einen Pressesprecher wünsche.

Umso erstaunlicher erscheint der Fauxpas des Juristen und Medienprofis. Journalisten wie Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten Verbands (DJV), fühlen sich an Unarten aus dem Lokaljournalismus erinnert. Und auch ein Vergleich mit dem legendären Anruf von Christian Wulff bei der Bild liegt nahe. Inzwischen wurde Strepp von Parteichef Horst Seehofer fallengelassen.

Strepp war am Donnerstag für niemanden zu sprechen. Auch die CSU schottet sich ab.

JOHANNES WENDT

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