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Archiv-Artikel

HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI Halbgares aus Oberfranken

Das Bayerische Fernsehen hat in seinem Regionalprogramm eine Nebenlinie des öffentlich-rechtlichen Krimischaffens eröffnet. Schauplätze waren bislang Würzburg, Kempten im Allgäu und das Umfeld Straubings, nun wurde das aus dem Würzburg-Krimi „Freiwild“ bekannte Ermittlerduo Peter Haller (Thomas Schmauser) und Birgit Sacher (Teresa Weißbach) nach Bamberg versetzt. Das hält nicht nur pittoreske Kulissen bereit, sondern erlaubt mit dem Standbild des Bamberger Reiters und einem unglücklichen Gastspiel E. T. A. Hoffmanns auch kulturhistorische Anspielungen.

Der Ortswechsel erklärt sich, eher notdürftig, durch den Tod von Hallers Mutter. Er ist gerade mit ihrem Nachlass befasst; der Hausrat steht bereits auf der Straße. Schon kommt der Kollege Schäuffele (Sven Waasner) und meldet eine Leiche. Eine Studentin ist vom Pferd gestürzt und auf den Dornen einer Egge gelandet, der Unfall aber wurde provoziert. Mindestens fahrlässige Tötung also.

Die ersten 45 Minuten dieses Films, dessen Plot auf eine Idee des Hauptdarstellers Schmauser zurückgeht, sind erbaulich. Regisseur Michael Gutmann setzt Bamberg ohne bildliches Geschnulze in Szene. Und er erfasst die komplexe Seelenlage Schmausers, dessen Mutter eine emanzipierte Freidenkerin war. Er hat ihren Wagen geerbt, der bemalt und vollgeklebt ist mit Symbolen der Protestbewegungen der 1980er. Schmausers Kindheit war nicht ohne Schatten, in die Trauer um die verstorbene Mutter mischt sich die Trauer um verpasstes Glück.

In der zweiten Hälfte verliert der Film diese Dichte. Klischees treten hervor, wie der Professor, der mit jungen Studentinnen poussiert. Die polizeilichen Ermittlungen verlaufen eher intuitiv, die Plausibilität geht flöten. Das typische Manko deutscher Krimis: Das Melodram wird zugunsten theatralischer Dialogszenen hervorgekehrt, die detektivische Kleinarbeit der Kriminalisten vernachlässigt.

„Bamberger Reiter. Ein Frankenkrimi“; Samstag, 20.15 Uhr, BR