Essener CDU kämpft mit Ex-Nazi

Zum Wahlkampfteam der Essener CDU gehört ein Ex-Neonazi. Er darf dort bleiben, weil er sich von seiner Vergangenheit los gesagt hat. Für Rechtsradikale sei in der CDU aber grundsätzlich kein Platz

VON HOLGER PAULER

Die Essener CDU gerät im Bundestagswahlkampf unter Druck. Im Wahlkampfteam des Essener CDU-Bundestagskandidaten Henning Aretz befindet sich mit Alexander B. ein ehemaliger, stadtbekannter Neonazi. Der 16-Jährige war bis zum Herbst vergangenen Jahres Mitglied der neonazistischen „Kameradschaft Josef Terboven“ – benannt nach einem damaligen Gauleiter der NSDAP-Essen. Alexander B. nahm auch an der Seite des Essener Neonazis Phillip Hasselbach an mehreren Aufmärschen teil, im September 2004 sprach er vor 50 Neonazis auf einer Kundgebung in Herne. Mittlerweile habe er nach eigenen Angaben mit der „dunklen Zeit abgeschlossen“. Die Antifa Essen will ihn dagegen noch im Mai auf Nazidemos gesehen haben.

Bundestagskandidat Henning Aretz selbst kennt Alexander B. nicht persönlich. „Dafür sind die Wahlkampfmannschaften mit 30 bis 50 Leuten zu groß.“ Alexander B. agiere nicht an zentraler Stelle, sagte Aretz. Natürlich könne seine Partei keine Rechtsradikalen dulden. „Für mich war der Kampf gegen Rechtsradikalismus ein Grund in die Politik zu gehen“, so Aretz weiter. Das Distanzierungsschreiben Alexander B.s habe ihn überzeugt. Er darf also vorerst weiter mitarbeiten.

In seinem Schreiben erklärt Alexander B., dass er „vor einiger Zeit mit Leuten aus dem national-sozialistischen Spektrum sympathisiert und an einer Hand voll Demonstrationen teilgenommen“ habe. Mittlerweile seien seine Kontakte zu „rechtsextrem ausgerichteten Personen“ nur noch auf das „Nötigste beschränkt“. Auch habe er „eher die Rolle des ‚Mitläufers‘ inne gehabt. Die Rede auf den oben genannten Aufmarsch in Herne lässt hier Zweifel aufkommen.

Er habe den „größten Fehler“ seines Lebens begangen, das sei aber Vergangenheit. „Als Schiedsrichter und Verantwortlicher des FSV Kettwig habe ich es mit vielen verschiedenen Kulturen zu tun“, schrieb Alexander B. in seiner Erklärung weiter. Außerdem bestehe sein Freundeskreis „natürlich genauso aus ausländischen Mitbürgern, wie auch deutschen“. Seit März dieses Jahres ist Alexander B. Mitglied der Jungen Union. Er unterstützte Anfang des Jahres im Landtagswahlkampf bereits den Kandidaten der CDU, Manfred Kuhmichl.

Man müsse in Betracht ziehen, dass der Junge aus „sozial schwierigen Verhältnissen“ stamme und zu seiner Neonazi-Zeit mit 15 Jahren quasi noch ein Kind gewesen sei, sagt Norbert Solberg, Geschäftsführer des CDU-Kreisverbandes Essen. „Wenn wir ihn jetzt wieder fallen lassen, bewirken wir unter Umständen einen Rückfall in alte Zeiten“, so Solberg weiter. „Wenn wir Alexanders Vorgeschichte gekannt hätten, wäre er nie Mitglied geworden“, sagte Solberg, aber man könne ja nicht bei jedem Helfer eine Gesinnungsprüfung verlangen. SPD und Grüne halten sich derweil zurück. „Wir werden die Entwicklung in der Sache abwarten“, heißt es aus dem SPD-Kreisverband.