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das ding, das kommtKnall auf Fall

Richard Wagner natürlich, der schrieb Geräuschmaschinen ausdrücklich in seine Partituren, wenn mal wieder das finstere Gewittergewölk seinen Unheil verkündenden Auftritt hatte. Grummel, grummel, „Wehwalt! Wehwalt!“ Aber auch in sonnigeren Opern-Gefilden wusste man um den Effekt des Grollens und Knallens. Gioacchino Rossini lässt es in seinem „Barbier von Sevilla“ ordentlich krachen und auch Verdi nutzte Donner und Blitz evozierende Bühnenmaschinerie in seinem „Falstaff“.

Schon die griechischen und römischen Theater hatten Donnermaschinen. Hinter der Bühne stand solch ein Bronteion, ein eherner Kessel, in den aus Schläuchen Steine geschüttet wurden. Und Erbsen, wenn es nur regnen sollte. Perfektioniert hat dann der italienische Architekt Nicola Sabbatini derlei Effektmaschinen fürs Barocktheater. Aber heute findet man Donnerkästen, Blitzeinschlagmaschinen oder Windgeräuscherzeuger in Theatern nur noch äußerst selten. Stattdessen sitzt dann eben jemand vorm Keyboard und drückt eine Taste.

Zumindest zwei solcher historischer Bühnengeräuschmaschinen findet man aber noch – womöglich die letzten beiden in Deutschland: Vielleicht nicht zufällig mitten in Deutschlands blitz- und donnerärmster Region, im mecklenburgischen Schwerin, am dortigen Staatstheater. Die waren schon so kaputt, dass sie vor zehn Jahren bei der Rekonstruktion der Obermaschinerie verschwanden. Aber – das ist das Verdienst von Gebhard Kern, dem langjährigen Direktor der Staatskapelle, und dem ehemaligen Generalintendanten Michael Schulz – nicht für immer. Denn beide wurden dieses Jahr restauriert.

Vor knapp einem Jahr kam der Donnerkasten zurück, ein zwei mal zwei Meter großer und mit Ochsenfell bespannter Kupferblech-Resonanzkasten mit hängenden Steinen. Nun ist auch die historische Blitzeinschlagmaschine aus dem 19. Jahrhundert wieder da. Gewaltig ist sie und sieht aus, als könne sie tatsächlich einschlagende Blitze einfangen: Ein 16 Meter hoher Holzkasten mit 40 Zentimeter Durchmesser, mit dem sich kurze, knallharte Einschlaggeräusche erzeugen lassen, indem man Stahlkugeln hineinwirft, die hinabsausen und links und rechts wechselnd auf Bleche aufschlagen.

Ab Januar schlägt der Blitz wieder regelmäßig ein. In den Spielplan passt’s perfekt: Mit solch einem Fortissimo wütete das Unwetter zu Beginn von Verdis „Otello“ lange nicht mehr. (matt)

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