: Keine Musik
Kümmern wir uns heute mal um Keinemusik. Keine Sorge, die Kolumne hier verliert nicht seinen Gegenstand aus den Augen – das Label, dessen allererstes Albumrelease nun ansteht, heißt schlichtweg „Keinemusik“. Dahinter verbirgt sich ein kleines elektronisches Klangkollektiv, bestehend aus den DJs und Produzenten Rampa, &ME, Adam Port sowie der Grafikerin Monja Gentschow, die seit 2009 gemeinsam ein DIY-Label betreiben. Darauf sind bislang vorwiegend hauseigene Projekte als EPs erschienen. „You Are Safe“, die Albumpremiere, ist ein experimentelles, kollaboratives, disparates Projekt. Darauf arbeiten nicht nur die drei Keinemusik-Protagonisten Rampa, &ME und Adam Port zusammen, mit der Londoner Künstlerin Chiara Noriko, der Produzentin Jennifer Touch und Ex-Hercules-And-Love-Affair-Sängerin Nomi Ruiz wurden mehrere Gäste geladen. So unterschiedlich diese MusikerInnen, so unterschiedlich auch die Tracks des Albums. Da klingt mit Minimal/Deep/Tech House der Sound an, der die Keinemusik-Leute geprägt hat, auch ein lupenreiner R’n’B-Song ist dazwischen („Up And Down“), versponnen-psychedelisch-krautige Gitarrenstücke („MBH“), zwischendurch auch Jazz und Pop. Schließlich noch neoklassischer Piano-Minimalismus mit Chor, der afrikanischen Gesangstradition entnommen: „Muyè“ ist das anmutigste Stück und gehört gehört!
Weiter mit Krautrock und Ambient: Franz Bargmann und Timm Brockmann gründeten einst die gefeierte Band Camera mit, nicht mehr bei Camera machen sie heute als Duo Musik. Mit dem Debütalbum „Licht“ entfernen sie sich nicht gänzlich vom Camera-Krautrock, allerdings sind sie überwiegend nicht so straight und rhythmuslastig wie die ehemaligen Kollegen. Über weite Strecken klingen Brock-/Bargmann sphärisch und fluide, in den ersten sieben Stücken hört sich „Licht“ wie ein frisches, zeitgenössisches Ambient-/Synthesizeralbum an. Gegen Ende weitet sich das Klangspektrum in ganz andere Richtungen: „Muezzin“ mit arabischen Melodien, „Schatten“ und „Puls“ mit fast Industrial-Schwere. Dazwischen „Meer“ mit seinen Pink-Floyd-Anleihen. Fazit: „Licht“ lohnt und leuchtet. Jens Uthoff
Keinemusik (Rampa, Adam Port, &ME): „You Are Safe“ (Keinemusik/Muting The Noise), im Prince Charles: 1. 12., 23 Uhr
Brockmann/Bargmann: „Licht“ (Bureau b/Indigo)
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