Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet:
Cinema-Scope sei etwas zum Abfilmen von Schlangen und Beerdigungen, sagt der einen Regisseur namens Fritz Lang verkörpernde Fritz Lang in Jean-Luc Godards „Le mépris“(1963) – natürlich im Scope-Format. Lang muss sich in „Le mépris“ bei den Dreharbeiten zu einem Odysseus-Film von einem cholerischen Produzenten schikanieren lassen, der zudem einen Drehbuchautor (Michel Piccoli) engagiert, der dem Projekt einen kommerziellen Appeal geben soll. Ein wenig erzählt der Film dabei von Langs Situation in Hollywood, aber auch von Godards eigenen Erfahrungen mit Produzenten: Die verlangten etwa nach Beendigung der Dreharbeiten noch Nacktaufnahmen von Brigitte Bardot, die hier die weibliche Hauptrolle spielt. In der Brotfabrik gibt es nach der Vorführung noch einen Vortrag des Psychoanalytikers Dr. Christoph Bialuch (OmU, 26. 11., 18 Uhr, Brotfabrik Kino).
Ein Jahr lang wollte der österreichische Regisseur Michael Glawogger auf einer Reise nach Afrika alles filmen, was ihm begegnet. Für einen Film, der den Bildern keine vorgefertigte Bedeutung überstülpt. Im Dezember 2013 ist Glawogger losgefahren, auf den Balkan zunächst, schließlich über Marokko bis in schwarzafrikanische Länder wie Guinea und Sierra Leone. Doch er konnte seine Reise nicht beenden: Im April 2014 verstarb er in Liberia an den Folgen einer Malaria-Erkrankung. Seine Cutterin Monika Willi hat das bis dahin entstandenen Material gesichtet und schließlich mit Auszügen aus Glawoggers Reisetagebuch den Dokumentaressay „Untitled“ montiert, der den Leuten beim Leben und Glawogger beim Philosophieren zusieht: zum Beispiel über Freiheit und die Angst, die alles einschränkte. Eine Angst, die der Regisseur selbst nie gehabt hat (23. 11., 25. 11, 27. 11., 29. 11., 12.20 Uhr, 24. 11., 26. 11., 28. 11., 18.10 Uhr, Wolf Kino).
Eine böse Komödie mit hintersinnigem Witz schufen die argentinischen Regisseure Mariano Cohn und Gastón Duprat mit dem jüngst in den Kinos gestarteten „Der Nobelpreisträger“, in der ebenjener nach 40 Jahren für einige Tage in seine provinzielle Heimat zurückkehrt. Im Zusammenprall zweier Parallelwelten machen dabei weder der überhebliche Intellektuelle (Oscar Martinez) noch seine unbedarften Gastgeber eine gute Figur. Denn den Offiziellen des Ortes geht es bei der Einladung vor allem um die Berühmtheit, von der doch bitte etwas auf ihre kleine Stadt abfallen soll, während der Literat nicht begreifen kann, dass er es mit realen Menschen und ihren Emotionen und Bedürfnissen zu tun bekommt (OmU, 24. 11., 26. 11, 29. 11., 17 Uhr, 25. 11., 21.15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
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