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Der gute Ton kommt ganz zum Schluss

Ein Studio in Lüneburg hat sich auf die Tonpostproduktion von Kino- und Fernsehfilmen spezialisiert. Die Arbeit des Tonmeisters ist hochkomplex

Nicht gerade Hollywood: Der Arbeitsplatz des Tonmeisters Foto: Torben Seemann

Von Wilfried Hippen

Für den Tonmeister wird es erst ernst, wenn der Film schon fertig ist, abgedreht und fertig geschnitten. Dann beginnt die Arbeit im Tonstudio. Dies ist ein wichtiges, aber alles andere als glamouröses Gewerk. Die Arbeit der Tonmeister wird kaum gewürdigt. Allenfalls das Sounddesign wird lobend erwähnt, aber wenn eine Abmischung so in den Vordergrund tritt, dass das Publikum sie bemerkt, ist sie meist misslungen. Ihre Wirkung sollte unterschwellig sein.

Woraus genau die Arbeit in solch einem Tonstudio besteht, wird hier am Beispiel der Firma „Chaussee Soundvision“ beschrieben. Deren Lüneburger Studio wurde 2012 von Torben Seemann gegründet.

Warum Seemann sich gleich nach der Schule dafür entschieden hat, Tontechniker beim Film zu werden, kann er heute selber nicht erklären. Er studierte an der Filmuniversität Babelsberg im Studiengang „Sound“ und machte seinen Abschluss als Diplom-Tonmeister.

Er wollte dann gar nicht unbedingt zurück in seine Geburtsstadt Lüneburg, aber es ergab sich für ihn die günstige Gelegenheit, sich dort direkt nach dem Studium selbstständig zu machen. Die Filmförderung für Niedersachsen und Bremen „Nordmedia“ verteilte damals EU-Fördermittel, mit denen die Infrastruktur der Filmproduktion in der Region entwickelt werden sollte.

100.000 Euro mussten durch Eigenmittel in der gleichen Höhe ergänzt werden und zusammen mit seinem Partner Gustav Scholda baute Seemann damit im Lüneburger Gewerbegebiet ein Tonstudio auf. Seemann war schon mit 25 Jahren Geschäftsführer. Nachdem sein Gründungspartner die Firma verließ, vergrößerte er sie durch Filialen in Berlin und Wien sowie die Übernahme des renommierten Tonstudios „Soundvision“ in Köln, dessen Besitzer in Ruhestand gingen. Inzwischen hat Seemann 15 festangestellte Mitarbeiter.

Während es in Berlin und Wien nicht viel mehr als Büroräume gibt, ist das Tonstudio in Köln sogar größer als das in Lüneburg. Dort werden Synchronaufnahmen gemacht, so etwa für die britische animierte Kinderserie „Peppa Wutz“, die der WDR für den Kinderkanal produziert. Die Herstellung von Synchronfassungen macht aber nur einen kleinen Teil der Arbeiten von „Chaussee Soundvision“ aus, hauptsächlich geht es bei Seemann um Tonpostproduktionen.

Zum Beispiel übernahm Seemann die Bearbeitung der Originalfassung der französischen Komödie „un profil pour deux“, die in Deutschland unter dem Titel „Monsieur Pierre geht online“ in die Kinos kam. Auch für die Dokumentation „Liebe auf Sibirisch“, über den die taz.nord in der vergangenen Woche berichtete, machte Seemann den Ton. Die Originalaufnahmen hatte die Regisseurin Olga Delane zu einem großen Teil einfach mit dem Mikro ihrer Kamera aufgenommen. Seemann musste die Aufnahmen so bearbeiten, dass sie schließlich gut verständlich waren.

Die einzelnen Arbeitsschritte der Tonpostproduktion sind immer die gleichen, egal ob bei einer low-budget-Produktion oder einem aufwendigen Spielfilm: Zuerst wird von dem fertig geschnittenen Film eine erste sogenannte Dialogedition gemacht, in der jedes gesprochene Wort und jeder Originalton an seinen Platz montiert wird, denn das wichtigste ist, dass Bild und Ton synchron sind.

Dann wird der Ton so verändert, dass etwa Störgeräusche eliminiert werden und die Dialoge, die aus vielen akustischen Quellen stammen, einen einheitlichen Klang bekommen. In der nächsten Phase kommen die Darsteller ins Studio, wo sie jene Dialogsätze noch einmal einsprechen, von denen es keine brauchbaren Aufnahmen gibt.

Der nächste Arbeitsschritt besteht darin, dass der Sounddesigner eine Klangatmosphäre mit Hintergrundgeräuschen schafft. Dafür arbeitet er mit dem Geräuschemacher zusammen oder holt sich etwa den Schrei eines Käuzchens im Wald oder Straßengeräusche aus digitalen Datenbanken. Seemann erzählt, dass zum Beispiel Schüsse im Original nach „nichts besonderem“ klingen und dass sie für das Kino meistens „völlig unrealistisch“ aus bis zu sechs Tonspuren zusammengesetzt werden, damit sie schließlich „dick und voll“ knallen.

Dann wird die Filmmusik eingemischt, und schließlich wird die Tonmischung gemacht, während der meist auch der Regisseur im Studio sitzt. Ein Laie könnte meinen, Tonpostproduktion, das ist ein bisschen Regler drehen am Mischpult. Doch der Prozess ist höchst komplex und kann bei großen Produktionen bis zu drei Monate dauern.

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