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Erneuerbare Zukunft

Erneuerbare Energien werden künftig auch ohne Förderung wirtschaftlich sein. Es gibt bereits erste Projekte, die sich allein am Markt rechnen – wobei der Preis von CO2 eine wichtige Rolle spielt

Von Bernward Janzing

Die Beispiele für eine Zeitenwende in der Energiewirtschaft mehren sich: Die erneuerbaren Energien, die über viele Jahre hinweg nur dort zum Einsatz kamen, wo sie gefördert wurden, werden nun aus sich heraus wirtschaftlich. Bislang geschieht das zwar erst punktuell, aber diese Fälle sind bereits ein Symbol der neuen Energiewelt. In England wurde in diesen Wochen eine Photovoltaikanlage – Projekt „Clayhill“ in der Grafschaft Bedfordshire – eingeweiht, die ohne Förderung betrieben wird und sich allein am Markt refinanzieren soll. Das ist möglich, weil in England PV-Anlagen dank eines höheren Preisniveaus am Strommarkt rund 50 Prozent mehr erlösen können als aktuell in Deutschland. Zudem werden am britischen Markt auch Netzdienstleistungen besser vergütet, etwa die Regelenergie, die ein integrierter Batteriespeicher liefert.

Ähnlich wie Sonnenenergie soll auch die Windenergie den Sprung in die Wirtschaftlichkeit ohne Förderung schaffen. Die EnBW will den Offshorewindpark „He Dreiht“ in der Nordsee „ohne EEG-Subventionen“ bauen. Konzernchef Frank Mastiaux sagte, dies werde möglich aufgrund der „sehr guten Energieausbeute“ der heutigen Anlagen. Bei diesem Projekt ist allerdings noch etwas Spekulation im Spiel. Erst 2025 wird „He Dreiht“ seinen Netzanschluss erhalten, und deswegen steht der Bau auch erst in einigen Jahren an. Bis dahin, rechnet der Konzern, werden sich die Marktkonditionen weiter verbessern – mit moderat steigenden Strompreisen im Großhandel und fortschreitenden Kostensenkungen in der Zulieferindustrie der Windradbauer.

Auch für Kleinanleger

Unabhängig davon, ob das EnBW-Windprojekt am Ende wirklich so kommt – die beiden Beispiele zeigen eines sehr deutlich: Die erneuerbaren Energien sind durch Kürzungen oder gar den Wegfall von Förderungen nicht mehr aufzuhalten. Sie sind inzwischen so weit entwickelt, dass sie sich zunehmend am Markt behaupten können. Da­raus dürften auch für Kleinanleger künftig Investitionsmöglichkeiten erwachsen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Staaten ihre Klimabilanzen verbessern wollen, werden die Investitionen in Erneuerbare weltweit weiterhin hoch sein. Denn je mehr fossil betriebene Kraftwerke aus dem Markt genommen werden – aufgrund politischer Beschlüsse, aufgrund von strengeren Emissionsgrenzwerten oder aufgrund einer stärkeren Bepreisung von CO2 – desto attraktiver wird der Strommarkt für die Erneuerbaren. In Deutschland sind es derzeit vor allem noch die Braunkohlekraftwerke, die den Strommarkt überfluten und damit ein für Neuinvestitionen – egal ob erneuerbar oder fossil – ruinöses Preisniveau schaffen. So bringt jedes künftig wegfallende Kohlekraftwerk die Erneuerbaren ein Stück näher an den Markt.

Dass Klimaschutz politischer Wille ist, hat auch das Umweltbundesamt (UBA) jüngst mit seinem Leitfaden für klimafreundliche Investitionen bekräftigt: „Um die in Paris vereinbarten Klimaschutzziele einzuhalten, müssen unsere Volkswirtschaften ihren Treibhausgasausstoß drastisch reduzieren und damit zunehmend ohne fossile Energieträger auskommen.“ Dazu müssten „weltweit Investitionen verstärkt in kohlenstoffarme Vermögenswerte und Projekte fließen“. Wenn die Politik das ernst nimmt, werden die Bedingungen für die Erneuerbaren in den kommenden Jahren auch in Deutschland gut sein. Weltweit ist das aktuell der Fall: Für die Photovoltaik prognostizieren Branchenkenner für 2017 einen Zubau von 95 Gigawatt – nach 74 Gigawatt in 2016.

In Deutschland dürfte die Entwicklung der Erneuerbaren vor allem davon abhängen, in welchem Maße sich die Befürworter einer CO2-Steuer durchsetzen. Zu diesen gehört die Organisation Germanwatch: „Deutschland muss dringend sein Steuer- und Abgabensystem modernisieren und einen wirkungsvollen CO2-Mindestpreis für alle Sektoren einführen.“ Anders seien die Ziele bei Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende sowie der nötige Innovationsschub in der Industrie kaum erreichbar. Seit Frühjahr gibt es in Deutschland außerdem den Verein für eine nationale CO2-Abgabe e. V.

Dass auch die Mitgliedsstaaten der EU eigene Preise für CO2 definieren dürfen, belegen die bereits umgesetzten Projekte. Frankreich führte im Jahr 2014 eine jährlich ansteigende CO2-Steuer ein, Großbritannien definierte 2013 einen CO2-Mindestpreis, der heute rund viermal so hoch liegt, wie der aktuelle Preis im europäischen Emissionshandel. Damit will das Königreich bis 2025 den Kohleausstieg vollziehen. Auf diesem Weg kommt das Land gut voran: Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Kohle am Strommix bei nur noch neun Prozent. Und mit jedem Prozentpunkt, den die Kohle verliert, gewinnen die erneuerbaren Energien am Markt neue Perspektiven. Wenn man nun schon in England – bekanntlich nicht unbedingt ein Sonnenstaat – wirtschaftlich Solarstrom erzeugen kann, wird das in anderen Ländern erst recht möglich sein.

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