: Vertrackt mystisch
Betritt man die aktuell spannendsten Experimentierfelder der elektronischen Musik, wird man auf die beiden Labels PAN Records und Monika Enterprise stoßen. Beide bringen neuen Stoff unter die Leute. Auf PAN Records erscheint ein neues Album von James Whipple alias M.E.S.H., „Hesaitix“ heißt es. M.E.S.H. steht seit Jahren für aufregend abenteuerliche, neue elektronische Klangwelten, er gehört dem Janus Kollektiv an, bewegt sich im Umfeld von Lotic und Kablam. „Post-Club“ oder „Radical Sound“ sind Stichworte in diesem Kontext – beide passen ein bisschen.
Auf „Hesaitix“ sind elf Tracks zu hören, die eindrucksvoll vor Ohren (oder in die Ohren?) führen, was elektronische Musik 2017 kann. Da klingen Industrial-Sounds und maschinelle Takte an, Synthies, die wie messerscharfe Streicher klingen, House und Techno sind zu hören, es knurpst und blurbst. Manchmal, wie in „Search. Reveal“ oder „Coercer“, kann man dazu tanzen, oder es stehen nur flirrende Geräusche im Raum („Signal Ride Drum“). Dann wieder Geknister in Verbindung mit Ambient- oder Drone-Versatzstücken („Blurred Cicada 1/2“). Ein Erlebnis.
Erlebnisorientiert auch die Monika Werkstatt, die sich in den vergangenen Jahren unter dem Dach von Gudrun Guts Label Monika Enterprise gebildet hat. Der Ansatz: Die Künstlerinnen des Labels wie Barbara Morgenstern, Lucrecia Dalt, Danielle de Picciotto und Gudrun Gut kreieren und komponieren zusammen Songs – Gut lud dazu Künstlerinnen in ihre Uckermärkische Landwerkstatt ein. Daraus entstand ein Album zum 20-jährigen Labeljubiläum.
Nun kommt Nachschlag, und der lohnt sich: Auf der EP „Monika Werkstatt Remixes – Berlin/Los Angeles“ haben Künstlerinnen wie Perera Elsewhere, Daedelus und Nite Jewel fünf Stücke des Albums neu interpretiert. Zu Beginn geht es technoid und repetitiv zu, wenn die norwegische Produzentin Charlotte Bendiks Islaja covert. Vertrackt und mystisch wird es bei Perera Elsewheres Version von Danielle de Picciottos „Desert Fruit“. Und herausragend ist Nite Jewels Adaption von Barbara Morgensterns „Grow“, zwischen Funk, Disco und House angesiedelt macht sie schlagartig gute Laune.
Jens Uthoff
Various Artists: „Monika Werkstatt Remixes – Berlin/Los Angeles“ (Monika Enterprise/Indigo)
M.E.S.H.: „Hesaitix“ (PAN Records/Al!ve)
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