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Der Rattenfänger von Hamburg

In Hamburg gibt es immer mehr Ratten. Hauptgrund: Weggeworfene Reste von Dönern und Burgern

„Das ist wie ein Paradies für Ratten. Die verziehen sich ins Gebüsch und leben wie Gott in Frankreich“

Dennis Kalff, Rattenfänger

Würde Dennis Kalff mit der Methode des Rattenfängers von Hameln arbeiten und die Reeperbahn entlang flöten, vermutlich wäre Deutschlands sündigste Meile binnen Minuten mit den Nagern übersät. Dann noch schnell mit ihnen zur Elbe herunter… man kennt das Ende.

Doch so einfach sei das mit der Schädlingsbekämpfung nicht, weiß der 40-Jährige, der mit seinen zwölf Mitarbeitern auf Jagd nach Ratten, Bettwanzen, Schaben oder auch Tauben geht. Besonders schlimm sei es seit vergangenem Jahr vor allem auf St. Pauli, stöhnt Kalff.

„Wir können zurzeit schon von einer Rattenplage sprechen.“ Das Nahrungsangebot aus Resten von weggeworfenen Dönern oder Burgern sei einfach zu groß.

„Das ist wie ein Paradies für Ratten. Die verziehen sich in ihre Kuschelgebüsche und leben wie Gott in Frankreich“, sagt der Schädlingsbekämpfer, der in seinen 20 Dienstjahren auf dem Kiez schon so einiges erlebt hat. Die Hamburger Gesundheitsbehörde meldete kürzlich einen Rekord von Hinweisen auf Rattenbefall: Waren es in 2015 noch 1.281 Meldungen in der Hansestadt, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 1.640 – Tendenz steigend.

Spitzenreiter war dabei der Bezirk Wandsbek mit 450 Meldungen, gefolgt von Mitte mit 247 und Nord mit 245. Das Problem: Eine Ratte bringt es pro Jahr auf 600 Nachkommen. Und die übertragen jede Menge Krankheiten. „Damit die Rattenbekämpfung auch flächendeckend und über die einzelne Grundstücksgrenze hinaus durchgeführt werden kann, gibt es in Hamburg eine Rattenverordnung. Diese verpflichtet den Bürger dazu, Ratten oder Zeichen eines Rattenbefalls unverzüglich an die Gesundheitsbehörde zu melden“, sagt deren Pressesprecher Ahrendt.

Gebucht wird Kalff sowohl von Privatleuten und Unternehmen als auch von Städten und Kommunen. Viele Supermärkte, Bäckereien, Großküchen, Hotels oder Restaurants sind regelmäßige Kunden, um für ihren Betrieb eine nahtlose Schädlingsbekämpfung dokumentieren zu können.

Hauptgeschäft ist und bleibt aber die Schädlingsbekämpfung auf den Straßen und in den Gebäuden Hamburgs. (dpa)

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