Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gepresst:
Die Regisseurin Simone Wendel stammt aus Kallstadt. Doch nicht nur sie: Auch die Vorfahren des berühmten amerikanischen Ketchup-Herstellers Heinz sowie die Großeltern des Immobilientycoons und jetzigen US-Präsidentendarstellers Donald Trump nannten das pfälzische Örtchen ihre ursprüngliche Heimat. Für Wendel Grund genug, in ihrer unterhaltsamen Dokumentation „Kings of Kallstadt“ einerseits den Ort und seine Bewohner zu porträtieren und andererseits in den USA dem Geschichtsbewusstsein der berühmten Auswanderernachfahren nachzuspüren. Im Mittelpunkt stehen allerdings die unprätentiösen Kallstädter, die sich deutlich mehr für Saumagen und die nächste Weinlese interessieren als für Baseball und amerikanisches Geschäftsgebaren. Wendels ironische Erzählerstimme schafft Distanz zum allzu Heimeligen und macht auch ohne direkten Kommentar deutlich, wem ihre Sympathien gelten: den mit reichlich Humor gesegneten Kallstädtern natürlich (18.10., 21 Uhr, City Kino Wedding).
Bekannt ist Heinz Emigholz vor allem für seine überwiegend kommentarlosen Architekturfilme. „Streetscapes [Dialogue]“ ist jedoch der vielleicht bislang ungewöhnlichste Film des Regisseurs, in dem das Transskript eines in einer Krisensituation geführten sechstägigen Gesprächs mit dem Psychologen Zohar Rubinstein als Basis einer autobiografischen Spielhandlung um das Treffen eines jüngeren Analytikers (Jonathan Perel) mit einem älteren Filmemacher (John Erdman) dient. Sie sprechen über biografische Details, das Interesse des Regisseurs an Zeitstrukturen und ungewöhnlichen Räumen, aber auch über das Konzept des Films, den der Zuschauer sich hier gerade anschaut. Emigholz kontextualisiert die Gespräche über Kameraarbeit und Architektur, in dem er seine Protagonisten in Gebäuden der Architekten Julio Vilamajó, Eliadio Dieste und Arno Brandlhuber filmt. Bei der Vorstellung im fsk-Kino sind Heinz Emigholz und Arno Brandlhuber zu einem Filmgespräch zu Gast (15.10., 14.30 Uhr, fsk).
Wegweisend an Paul Wegeners und Carl Boeses fantastischem Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (1920) waren insbesondere die Filmbauten von Hans Poelzig: Er nahm das Thema der Erschaffung eines künstlichen Geschöpfs aus Lehm in der erdverbundenen, gleichwohl tendenziell expressionistischen Architektur eines drangvoll engen mittelalterlichen Judengettos auf. Zu sehen beim Stummfilm um Mitternacht mit Anna Vavilkina an der Kinoorgel (14. 10., 24 Uhr, Babylon Mitte).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen