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das ding, das kommtBuch der Bücher

Hamburger Ziegel“ nennt sich ein Buch mit Beiträgen örtlicher Nachwuchs- und Nicht-mehr-wirklich-Nachwuchs-Literatinnen und -Literaten. Eine kokette Bezeichnung, denn mit so etwas Schnödem wie dem norddeutschesten unter den Baustoffen hat so eine Anthologie mit Literatur drin, Kultur also – Schönem! –, allenfalls die Kantenmaße gemein.

Bloß ist ein Buch immer mehr als sein Inhalt, und diesen ganz allein verfügbar gemacht hat nicht mal die Digitalisierung: Wo auch lange vor Luthers Bibel schon Papier Voraussetzung war, sind das heute all die vielleicht auch ganz anderen Zwecken zugedachten Gerätschaften. Was wir aber lesen und wo wir uns dabei sehen lassen, in welcher Form wir unsere Lektüre bevorzugen und wie wir sie beispielsweise zu Hause präsentieren: Das sind Fragen, wie sie Frank Trentmann in seinem – Achtung! – Ziegel von Buch verhandelt: Der „Herrschaft der Dinge“ (DVA 2017, übersetzt von Klaus-Dieter Schmidt und Stephan Gebauer-Lippert, 1.095 Seiten, 40 Euro) spürt der in London lehrende Historiker darin nach, verstanden als „Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute“.

Zumindest in den Teilen der Welt, in denen bestimmte existenzielle Daseinsfragen einigermaßen gesichert sind, seien „Erwerb, Nachschub und Verbrauch von Dingen, kurz der Konsum, zum bestimmenden Merkmal unseres Lebens geworden“, heißt es gleich zu Beginn, und weiter: „Wie viel und was man konsumieren soll, ist eine der drängendsten, aber auch verzwicktesten Fragen unserer Zeit.“ Gerade Leserinnen und Leser dieser Zeitung hier werden sich davon ja kaum freisprechen können – erst recht jene, die von sich denken mögen: „Konsum? Mach ich nicht.“ Aber was, bitte, ist der Gang in den Bioladen – sei’s pflichtschuldig dem Planeten gegenüber, sei’s erhobenen Hauptes mit besonders gutem Gewissen – anderes als eben davon eine Schattierung? (aldi)

Mi, 11. 10., 18.30 Uhr, Forschungsstelle für Zeitgeschichte (FZH), Hamburg; Sa, 11. 11., 17.30 Uhr, Jenisch Haus, Hamburg

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