piwik no script img

das portraitCardi B, erste weibliche Solo-Rapperin auf Platz 1 der Billboard-Charts

Der US-Rapperin Cardi B ist jetzt mit ihrer Debüt-Single etwas gelungen, was andere Frauen vor ihr 19 Jahre lang nicht geschafft haben: „Bodak Yellow (Money moves)“ steht seit der vergangenen Woche auf Platz 1 der US-amerikanischen Billboard-Top100-Charts. Damit ist sie die erste Solo-Rapperin seit fast zwei Jahrzehnten, die so weit gekommen ist. Zuletzt war dies 1998 Lauryn Hill mit „Doo Wop (That Thing)“ gelungen.

Nicht einmal Nicki Minaj, derzeit nicht nur die bekannteste, sondern auch kommerziell erfolgreichste Rapperin der Welt, kann die Spitzenposition für eine ihrer Singles vorweisen. Mit 77 Songs war sie schon in den US-amerikanischen Billboard-Top100-Charts vertreten und hat damit einen Rekord aufgestellt. Fast wäre ihr Über-Hit „Anaconda“ Nummer 1 geworden, doch Taylor Swifts „Shake it Out“ war im Weg.

Das Leben von Cardi B, die mit bürgerlichem Namen Belcalis Almanzar heißt, liest sich wie eine Mischung aus einem modernen Märchen und einer klassischen American-Dream-Geschichte: Als Woman of Color, mit einer trinidadischen Mutter und einem dominikanischen Vater, ist sie in der Bronx aufgewachsen. Das ist New Yorks gefährlichstes Viertel, bekannt für seine Bandenkriege und seinen HipHop, der hier noch von der Straße kommt.

Als Teenagerin zog die heute 24-Jährige zu ihrem damaligen Freund. Der misshandelte sie. Ihr einzige Chance, ihm zu entkommen, war, genug Geld aufzutreiben, um sich eine eigene Wohnung zu nehmen. Also schmiss sie die Schule und wurde Stripperin.

Auf diese Zeit blickt sie nicht gern zurück, obwohl dies ihr „Leben gerettet hat“, wie sie sagt. In einem Interview mit Vlad TV erklärte sie: „Auch wenn ich arm war, fühlte ich mich in meinem Körper wohl. Doch sobald ich den Strip-Club betreten hatte, war da nur noch Unsicherheit.“ Anstatt aber ihre Vergangenheit zu verheimlichen, erzählt sie davon in ihren Songs.

Mit ihrem Instagram-Account wurde Cardi B zur Influencerin. Zehn Millionen Menschen folgen dort täglich ihren lustigen Phrasen und unretouchierten Bildern (#nofilter). 2015 nahm sie dann an der US-amerikanischen Reality-Show „Love And Hip Hop New York“ teil. Mit ihrer dort erreichten Bekanntheit und ihrem Rap-Talent schaffte sie es nun, sich in einem noch immer männerdominierten Genre durchzusetzen – und das ohne ein Label oder einen wichtigen Mentor im Rücken. Denn bevor sie im Juni bei Atlantic Records einen Vertrag unterschrieb, veröffentlichte sie schon zwei „Gangsta Bitch Music“-Mixtapes.

Ihr Nummer-1-Hit ist nicht nur ein Gewinn für sie, sondern auch für andere weibliche Rapperinnen. Sowohl die schon lange Zeit erfolgreiche Missy Elliot als auch Nicki Minaj gratulierten der Cardi B neidlos zu ihrer Chart-Platzierung. Denn es ist eben nicht nur ein Erfolg für die Rapperin, sondern auch für die Rap-Musik insgesamt, für die Bronx und die Frauen – auch dann, wenn Cardi B ein One-Hit-Wonder bleibt. Carolina Schwarz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen