Terroristen erklären Iraks Schiiten den Krieg

Bei neuen Attentaten im Irak sterben am Donnerstag 32 Menschen. Furcht vor Bürgerkrieg wächst

BAGDAD dpa ■ Der Anführer der Terrorgruppe „al-Qaida im Zweistromland“, Abu Mussab al-Sarkawi, hat den irakischen Schiiten angeblich den Krieg erklärt. Eine entsprechende Tonbandbotschaft wurde am Mittwoch, wenige Stunden nach der mit 150 Toten folgenschwersten Anschlagserie dieses Jahres im Irak, im Internet veröffentlicht.

Der Sprecher sagte, die „Kriegserklärung“ sei eine Reaktion auf die Militäroffensive in der Rebellenhochburg Tel Afar. Die Männerstimme auf dem am Vorabend veröffentlichten Band ähnelt der Stimme auf früheren Tonbändern, die al-Sarkawi zugeschrieben wurden. Der Sprecher droht neben den Schiiten auch anderen Religionsgruppen und Stämmen mit Anschlägen, sollten sie sich mit der Übergangsregierung solidarisch erklären. Der schwerste der Anschläge vom Mittwoch hatte einer Gruppe von Tagelöhnern in dem Bagdader Schiitenviertel Kadhimia gegolten. Mehr als 80 Menschen starben durch das Selbstmordattentat.

Bei dem schwersten Zwischenfall am Donnerstag riss in Bagdad ein Selbstmordattentäter 15 Polizisten und fünf Zivilisten mit in den Tod. 21 Menschen wurden verletzt. In Hilla, südlich von Bagdad, fand die Polizei die Leichen von vier Zivilisten, die am Vortag auf der Straße Bagdad–Hilla entführt worden waren. Laut Polizei gehört Mahdi al-Attar zu den Opfern, ein bekanntes Mitglied der schiitischen Dawa-Partei von Regierungschef Ibrahim al-Dschafari.

Der Konflikt zwischen Schiiten und sunnitischen Aufständischen hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Einflussreiche Schiitenparteien wollen in der künftigen Verfassung, über die kommenden Monat abgestimmt werden soll, für den Süden des Landes eine Autonomieregelung verankern – ähnlich der der Kurden im Norden. Viele Sunniten fürchten eine Abspaltung dieser Landesteile, die reich an Öl sind.

Dem Terroristenführer al-Sarkawi waren schon früher schiitenfeindliche Äußerungen zugeschrieben worden. Dies unterscheidet ihn von Ussama Bin Laden, der sich trotz seiner extremistischen Auslegung des sunnitischen Islams bisher nicht dazu hinreißen ließ, eine zusätzliche innermuslimische Front gegen die Schiiten zu eröffnen.

In Ramadi kam es unterdessen zu Zusammenstößen zwischen amerikanischen und irakischen Truppen und Aufständischen. Dabei starben mindestens zwei Zivilisten. In der nordirakischen Stadt Kirkuk tötete ein Sprengsatz am Straßenrand zwei Polizisten. Ein Polizist kam bei einem Angriff auf eine Wache in Bakuba ums Leben. In Falludscha starben zwei irakische Soldaten, als ein Angreifer eine Handgranate auf eine Patrouille warf.