LeserInnenbriefe
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Die für das Gute kämpfen

betr.: „Liebe Angela“, taz.wahl17 vom 14. 9. 17

Liebe tazler, meint ihr, dass ihr es schafft, euch zumindest bis zum Wahltermin das Schulz- und Grünen-Bashing der ganzen letzten Zeit zu verkneifen? Wen soll das weiterbringen? Kritik ist gut, aber nicht ein paar Tage vor der Wahl diejenigen kaputtmachen, die noch am ehesten für das Gute kämpfen. Es geht um unsere Zukunft bei der Wahl, also gebt alles, tut alles, jeder hat die Möglichkeit, das Ruder rumzureißen!

NINA VON HARLESSEM, Siegen

Abgeklärte Amtsführung

betr.: „Merkel allein ist noch kein Feminismus“, taz vom 13. 9. 17

Junge Leute seien verraten und verkauft, wenn sie dem Bild von der Gleichstellungskanzlerin auf den Leim gingen, meint taz-Autorin Simone Schmollack. Wahr und richtig. Genauso verraten und verkauft wären sie meiner Ansicht nach aber auch, würden sie der Empfehlung der Autorin folgen, von Merkels „Kommunikationsstrategie: sachlich, unaufgeregt, dezent humorvoll“ zu lernen.

Was waren das noch für Zeiten, als sich im Politikbetrieb Jungens und auch schon diverse Mädchen kloppten, temperamentvoll und nachdrücklich einer Sachfrage wirklich verschrieben und keine Queen Merkel danebenstand und Valium verordnete. In den 12 Jahren ihrer Kanzlerschaft ist genau das verlorengegangen: die kontroverse Debatte auf offener Bühne. Das ist keineswegs allein Frau Merkel anzulasten. Sie hat aber nichts dagegengesetzt, sondern es vielmehr geschafft, das Schweigen über Wochen als Markenzeichen einer abgeklärten Amtsführung zu verkaufen, leider mit erstaunlichem Erfolg und zum Schaden für die Demokratie. CORDULA LEOWALD-MAYER, Schöneck/Hessen

Oft genug rotgrün gewählt

betr.: „Das letzte Tabu“, taz vom 15. 9. 17

merci, herr koch. darf ich fragen, wen sie wählen im postfaktischen zeitalter? ihre zeitung will mir seit tagen weismachen, dass die PARTEI böse ist. hm. ich hab aber oft genug rotgrün gewählt. die gibt’s ja so auch gar nicht mehr. ich wähl doch keine projektion! mit hartz iv gings los. das hätte sich die cdu nie getraut. fakt. also, wo machen sie ihr kreuzchen? ich verdiene übrigens, na ja, ich kriege recht wenig vom mammon. meine gattin füttert mich mit durch. ich guck dafür, wo ich tauschen kann.

BORIS KRUMM, Hopfgarten

Absolut gegen Abschiebung

betr.: „Abschieben wollen alle“, taz vom 18. 9. 17

Ihre These hat keinerlei Basis, auch wenn man nur die Parteien betrachtet, die im Bundestag sind. Warum geht Christian Jakob nicht auf Die Linke ein? Die ist nämlich absolut gegen Abschiebungen, schon laut Grundsatzprogramm. Es ist ja schön, dass über die „Grünen“ oft kritisch berichtet wird; und gerne dürft ihr auch die Partei, der ich angehöre, kräftig auf den Zahn fühlen. Aber sie einfach ignorieren? Vielleicht findet ihr schon mal Äußerungen von VertreterInnen der Linken, die missverständlich sind. Sahra Wagenknecht wird so etwas manchmal unterstellt. Aber in der Gesamtheit steht die Partei da fest. Also: Bringt das ganze Bild. REINHOLD LEUSCHNER, Mülheim an der Ruhr

In der Wissenschaft nichts Neues

betr.: „Große Geräte für große Forscherfragen“, taz vom 8. 9. 17

Wir betreiben Forschung mit immer größeren und kostspieligeren Geräten. Aber bis jetzt haben wir nichts Neues, Unerwartetes mit ihnen gefunden, nur alte Theorien bestätigt wie Quantenphysik und allgemeine Relativitätstheorie. Der Physiker Sheldon Glashow bemerkte, dass die 1980er das erste Jahrzehnt im letzten Jahrhundert waren, in welchem es keine großen Überraschungen in der Grundlagenphysik gab. Die größte Überraschung war (und ist immer noch) die völlige Abwesenheit von Forschungsergebnissen (abgesehen von den Higgs-Teilchen 2014 und Gravitationswellen 2016).

Eigentlich suchen wir in der Physik Dinge wie fehlende Masse des Universums, dunkle Materie, dunkle Energie, schwarze Löcher, Supersymmetrieteilchen, Axionen usw.

Es gibt noch mehr große Forschungsprojekte als Herr Ronzheimer schreibt. Für die Neutronenforschung gibt es ESS-European Spallation Source in Lund in Schweden. In Didcot bei Oxford in England gibt es HiPER-High Power Laser Energy Research. Dann gibt es EGO-European Gravitation Observatory bei Pisa in Italien, mit VIRGO, einem 3 Kilometer langen Interferometer, ähnlich wie LIGO in den USA, und GEO600 in Hannover. Es wird auch ein Radioteleskopverbund SKA-Square Kilometer Array geplant. Deutschland ist aus diesem Projekt ausgestiegen. Dafür wird aber auch das Tscherenkow-Teleskop-Array geplant, bei dem Deutschland dabei ist, sowie auch beim Event-Horizon-Teleskop.

Die WIMPs als mögliche Konstituenten der Dunklen Materie werden gesucht auch mit Germanium-Kristallen (IGEX-International Germanium Experiment und GERDA-Experiment in Gran Sasso) und mit Cadmium-Zink-Telluriden (COBRA-Experiment auch in Gran Sasso). Herr Ronzheimer zitiert dann Matthias Steinmetz vom Leibniz-Institut für Astrophysik, dass durch die „Techniken der Optoelektronik heute angeblich 30 Prozent des weltweiten BSP zustande kommen“. Wahrscheinlich meinte er damit die Laserdrucker und die CD-, DVD- und Blue-Ray-Spieler, die alle Laserdioden beinhalten. Die Herstellungstechnik heißt Metalorganic Vapor Phase Epitaxy (MOVPE). Daran haben aber die Europäer keinen Anteil. IGOR FODOR, München