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Archiv-Artikel

Rosige Aussichten auch für die Farmer

Seit diesem Monat gibt es neben anderen fair gehandelten Blumen nun auch Rosen

Rosen bekommen Horst und Eva Luise Köhler nicht jeden Tag – schon gar nicht fair gehandelte. Anfang September überreichte TransFair e.V. dem Bundespräsidenten und seiner Frau die ersten „fairfleurs“. Inzwischen gibt es fair gehandelte Rosensträuße aus Kenia und Tansania auch im deutschen Handel.

Als erstes Unternehmen verkauft Kaiser’s Tengelmann sie in rund 500 Supermärkten; andere Rosen fliegen hier aus dem Sortiment. „Die Blumen werden im Kassenbereich mit einem eigenen Aufsteller angeboten. Das ist die prominenteste Präsentation, die wir je für ein Produkt hatten“, freut sich Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair, dem größten Zertifizierer für fair gehandelte Produkte.

Im ersten Jahr sollen zehn Millionen Sträuße an die Frau und den Mann gebracht werden. Zehn Rosen kosten 3,99 Euro – winters wie sommers. Das ist mehr als manch anderes Gebinde kostet. „Ein regulär gehandelter Rosenstrauß für 1,99 kostet im Einkauf zirka 1,20 Euro plus Frachtkosten von 22 Prozent des Verkaufspreises.

Da bleibt für die Farmer nichts übrig“, rechnet Klaus W. Voss vor. Er ist Geschäftsführer von Omniflora, das die fair gehandelten Rosen nach Deutschland importiert. Die Blumen stammen von zwölf Farmen in Kenia und einer in Tansania. Statt über die Blumenbörse in Amsterdam führt Voss sie direkt nach Deutschland ein.

Das bringt Verbrauchern frischere Ware und den Rosenbauern ein höheres Einkommen. Omniflora zahlt ihnen auf den Importpreis einen Aufschlag von zwölf Prozent. Ein Gemeinschaftsrat der Farmer entscheidet darüber, was mit dem Geld passiert – ob zum Beispiel Sanitäranlagen gebaut, Moskitonetze gekauft oder in Bildung der Kinder und Fortbildung der Erwachsenen investiert wird.

Zudem gelten auf den zertifizierten Farmen klar definierte soziale und ökologische Standards, betont TransFair. Dazu zählen neben dem Verbot von Kinderarbeit und Gewerkschaftsfreiheit vor allem feste Wochenarbeitszeiten, bezahlte Überstunden, Schutzkleidung gegen die zum Teil hochgiftigen Pflanzenschutzmittel und Mindestlöhne. Alle TransFair-Betriebe zahlten sogar übertarifliche Löhne, berichtet Overath. Auf den 13 Blumenfarmen arbeiten zurzeit rund 20.000 Angestellte.

Blumen sind für Kenias Wirtschaft von großer Bedeutung. Das Land ist der weltweit größte Exporteur von Schnittblumen. In Deutschland stammt jede fünfte verkaufte Rose aus Kenia. Im vergangenen Jahr gaben die Menschen hierzulande rund drei Milliarden Euro für den Kauf von Schnittblumen aus. Am beliebtesten waren Rosen.

In der Schweiz und Großbritannien gibt es schon länger Fair-Trade-Rosen. In Österreich, Norwegen und anderen skandinavischen Ländern läuft der Kauf in diesem Herbst an. Importeur Voss schaut in eine rosige Zukunft: „Es baut sich etwas auf, das durchaus zu massiven Umsätzen führen kann.“ Ein profitables Projekt – auch für Rosenbauern und Blumenliebhaber.

MARTINA JANNING