: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Mit dem Film „A Night at the Opera“ (1935, R: Sam Wood) fanden die Marx Brothers aus ihrer größten Krise heraus: Ihr vorheriges Werk „Duck Soup“ war gefloppt, weil die anarchischen Komiker dem Publikum zu absurd und unsympathisch waren. Also entwickelte MGM eine neue Strategie, die die Brüder nun als dienstbare Geister für Liebespaare in Nöten instrumentalisierte. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Marx Brothers daran Gefallen fanden, doch ihr Humor überlebte die Zähmungsversuche halbwegs unbeschadet. Wie in der berühmtesten Szene von „A Night at the Opera“, in der Groucho in eine enge kleine Schiffskabine, deren Platz schon kaum für ihn, seine Brüder und einen hilfsbedürftigen Tenor ausreicht, auch noch zwei Zimmermädchen, einen Klempner samt Gehilfen, eine Maniküre, eine Putzfrau, eine Dame auf der Suche nach ihrer Tante sowie drei Kellner hinein bittet. Er läuft im Zeughauskino in der Reihe „Ouvertüre“, die sich mit den Verquickungen von Oper und Film beschäftigt, und macht in dieser Hinsicht gleich ordentliches Statement: Mit perfektem Timing nimmt Groucho seinen Platz in der Loge des Opernhauses genau dann ein, als die Vorstellung beendet ist (OF, 2. 9., 18 Uhr, Zeughauskino).
Eine große Filmreihe auch im Babylon Mitte: Zum 100. Jubiläum der UFA gibt es 100 Klassiker der bekanntesten deutschen Produktionsgesellschaft zu sehen. Eröffnet wird mit Fritz Langs „Metropolis“ (1926), dessen architektonische Zukunftsvision glücklicherweise den reaktionären Drehbuchunsinn von Lang-Gattin Thea von Harbou immer noch überstrahlt. Ansonsten gibt es das zwischen Filmkunst, Unterhaltung und Propaganda angesiedelte volle Programm: Fast zeitgleich entstanden in UFA-Verantwortung gegen Ende der Nazi-Diktatur Filme wie Veit Harlans bombastisches Volkssturmdurchhalteepos „Kolberg“ und Helmut Käutners „Unter den Brücken“,dem mit seinem Rückzug in die Freiheit des Privaten perfekten Gegenentwurf zur militarisierten Volksgemeinschaft (Metropolis, 31. 8., 19.30 Uhr, 3. 9., 15 Uhr, Unter den Brücken, 1. 9., 22 Uhr, Kolberg, 2. 9., 21.45 Uhr, Babylon Mitte).
Mit „Das wandelnde Schloss“ (2004) verfilmte Anime-Großmeister Hayao Miyazaki einmal mehr ein europäisches Kinderbuch. In der Geschichte um die Hutmacherin Sophie, die von einer Hexe in eine alte Frau verwandelt wird, verfolgt er viele seiner beständigen Obsessionen um kleine Städte, grandiose Berglandschaften und surreale Flugmaschinen (1. 9., 16 Uhr, 2. 9.–3. 9., 14 Uhr, Sputnik – Höfe am Südstern).
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