Monika Grütters, Spitzenkandidatin der CDU
: „Viele Leihstimmen an die FDP“

taz: Frau Grütters, aus einem sicher erscheinenden Sieg ist nur ein kleiner Vorsprung vor der SPD geworden. Sie müssen sehr enttäuscht sein.

Monika Grütters: Natürlich, wir hatten mehr erwartet. Aber Rot-Grün ist auf jeden Fall abgewählt – auch wenn Schröder es noch irgendwie geschafft hat, einen respektablen Abgang zustande zu bringen.

Denken Sie mit Bauchschmerzen an eine mögliche große Koalition mit der SPD?

Wir werden mit allen reden, nur nicht mit der Linkspartei. Ich fürchte aber, dass die Republik sich auf die zweitbeste Lösung einlassen muss, die große Koalition. Die ist zwar grundsätzlich kompliziert, aber nicht ohne Chance.

Was war ausschlaggebend für das schlechte Ergebnis?

Es hat viele Leihstimmen an die FDP gegeben. Das war die Angst, dass das bürgerliche Lager nicht stark genug werden könnte. Offensichtlich hat auch die Linkspartei mit ihren haltlosen Versprechungen Stimmung und Stimmen gemacht. Vielleicht haben wir die Menschen mit einem ehrlichen Wahlkampf überfordert.

Welche Auswirkungen hat das schlechte Abschneiden der CDU auf den Berliner Landesverband?

Über die Abgeordnetenhauswahlen wird im nächsten Jahr entschieden. Bei den Koalitionsverhandlungen im Bund können die Berliner Bundestagsabgeordneten vielleicht helfen. Wir haben ja viel Erfahrung mit großen Koalitionen. MLO