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Archiv-Artikel

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

So sicher wie das Weihnachtsmärchen im Theater sind in der (Vor-)Adventszeit auch die Kinderanimationsfilme im Kinoprogramm. Attraktives Figurendesign und ein weihnachtliches Thema bietet beispielsweise der Computeranimationsfilm „Niko, ein Rentier hebt ab“ (2008), in dem das kleine Rentier Niko seinen ihm unbekannten Vater, der sich nach einem One-Night-Stand mit Nikos Mutter aus dem Staub gemacht hat, in der fliegenden Rentier-Truppe des Weihnachtsmannes sucht. Lustig wird es, als Niko der Gang schließlich begegnet und auf einen reichlich sorglosen Haufen trifft, der den glorreichen Heldenvorstellungen des Nachwuchses nicht so ganz entspricht. Problematisch für ganz junge Zuschauer könnten allerdings die Bedrohungsszenarien mit den bösen Wölfen sein, die Niko verfolgen und das Weihnachtsfest sabotieren wollen. Das hat man übrigens in dem kürzlich im Kino angelaufenen Sequel „Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held“ (2012) besser in den Griff bekommen, weil die angsteinflößenden Aspekte dort zugunsten gelungener Komik deutlich zurückgenommen wurden. (Niko 1, 10.–11. 11., Central; Niko 2, 8.–14. 11., diverse Kinos)

Ganz ohne Weihnachten und in einer anderen Animationstechnik kommt Steven Spielbergs „Die Abenteuer von Tim und Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“ daher: Die Hintergründe wirken hier fotorealistisch und die menschlichen Figuren bewegen sich dank des Motion-Capture-Verfahrens, mit dem man menschliche Gestik auf Animationsfiguren im Computer übertragen kann, wie echte Menschen. Das Ganze sieht also eher nach einem Real-Actionfilm mit geringfügiger Stilisierung aus – klar, dass wenigsten Tims charakteristischer Haarschwups in der Geschichte nach Hergés berühmten Comics zur Geltung kommen soll. Das muss man mögen, für Spielberg bietet diese Art der Animation jedenfalls den Vorteil unlimitierter Tricktechnik, so dass sich hier viele spektakuläre (und oft auch originelle) Actionszenen aneinanderreihen. (OF, 8. 11., Moviemento)

Alice Schmids „Die Kinder vom Napf“ lief auf der Berlinale in der Kplus-Sektion, lässt sich aber keineswegs als Kinderfilm klassifizieren: Die Regisseurin porträtiert in ihrer Dokumentation die Bergbauernkinder im schweizerischen Romoos und blickt dabei mit großer Zuneigung auf ein Leben, das noch vom Wechsel der Jahreszeiten und von der Natur bestimmt wird. Fast wirkt es, als sei die Zeit hinter den sieben Bergen stehen geblieben. Dabei geht es dem Film jedoch nicht um die romantische Verklärung einer vermeintlich heilen Welt, sondern um die Etablierung einer schönen, unverfälscht kindlichen Perspektive. (11. 11., Eva)