KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Im Jahr 2015 machte der stillgelegte Marinestützpunkt Olavsvern im Norden Norwegens Schlagzeilen. Der private Investor, der das Gebiet nahe der rohstoffreichen Arktis samt Meereszugang und U-Boot-Hangar erworben hatte, hatte dieses an russische Forschungsschiffe zur Überwinterung vermietet, die zuvor seismische Messungen unternommen hatten, unter anderem für Gazprom. Die ökologischen wie geopolitischen Konfliktfelder, die sich in Olavsvern überlagern, schwingen in dem Filmmaterial mit, das Emilija Škarnulytė dort aufgenommen hat. „No Place Rising“ heißt das 12-minütige Video, das sie daraus komponiert hat. Škarnulytė projiziert es bei Decad an die Rückseite der Jalousie, von dort strahlt es zurück und hüllt den ganzen Raum in Bilder von postapokalyptischer Schönheit: Škarnulytė, wie sie als Meerjungfrau durchs tiefe Wasser schwimmt, Eisberge in Caspar-David-Friedrich-Anmutung, verlassene Industriebauten (bis 26. 8., Do.–Sa. 14–19 Uhr und nach Vereinbarung, Gneisenaustr. 52).

Bei Scotty belassen es die acht Bremer Künstler*innen, die dort im Galerieaustausch ausstellen, lieber bei Gedankenspielen. Was würde wohl passieren, wenn man den Wasserhahn von Gotthart Kuppel aufdrehen würde? Vielleicht würde sich dann jene aus Draht geschriebene „Utopie“, die ihm entwächst, in Realität umsetzen. Auch bei den übrigen geht es um nicht näher definierte Utopien, jedoch weit weniger ernsthaft: Armand de Bussys „Wonderland“ ist von Disney-Figuren bevölkert, um Angelika Sinns Audioarbeit „Schlag frei“ zu hören, muss man an einem Stoffbündel lauschen, Tilman Rothermel hat ein Manifest für „Anmaßende Kunst“ ausgelegt, die sich gegen die Einmischung von besserwissenden Kunstgelehrten, Journalisten, Museumsdirektoren, Sammlungsleitern, Kulturdezernenten und sonstigen kunstmarktkonform geklonten Mitmenschen verwehre – ohne jedoch ein Exempel zu liefern (bis 2. 9., Do. + Fr. 15–19 Uhr, Sa. 14–18 Uhr, Oranienstr. 46).

„Nachspiel“ heißt eine Gruppenschau im Koreanischen Kulturinstitut. Seit Dezember veranstaltet die Plattform für koreanische Kunst Keum Art Projects gemeinsam mit dem Institut für Alles Mögliche eintägige dialogische Ausstellungen von jeweils zwei Künstlern. Im Koreanischen Institut kommen sie nun alle zusammen, sodass sich Verbindungen etwa zwischen geometrischen Strukturen stricken lassen wie bei Shinae Kim, Amalia Valdés oder Ae Hee Lee. Zum Glück aber nicht nur. Herrlich schräg dazwischen: die Assemblagen von Lyndsay Pomerantz & Michael Lachmann aus Alltagsdingen (bis 26. 8., Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sa. 10–15 Uhr, Leipziger Platz 3).