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Von Crowdfunding und jungen Kaisern

Mäzene Das Netzwerk Junge Kulturvereine Berlin soll junge Kulturförderer zusammenbringen. Auch immer mehr Kulturvermittler entdecken das Potenzial der neuen Vereine und ihrer starken Onlinepräsenz

Netzwerk Junge Kulturvereine Berlin: der Initiator Malith C. Krishnaratne und Jens-Rainer Jänig Foto: Philip Nürnberger

von Donna Schons

Die Idee des Mäzenatentums, das den Fortbestand der Kunst fern der Mechanismen des Markts ermöglichen soll, reicht in Deutschland zurück ins 18. Jahrhundert. Ähnlich lange schon schließen sich die edlen Geldgeber zu Kollektiven zusammen. Institutionen, die sich mal als Fördervereine und mal als Freundeskreise bezeichnen, haben folglich eine lange Tradition, die gerade in den Augen junger Erwachsener von einem leicht verstaubten, elitären Schleier ummantelt wird.

Um dieser Zielgruppe die ideelle und finanzielle Unterstützung von Kultur etwas schmackhafter zu machen, dachte man sich vor etwa 30 Jahren etwas Neues aus: junge Kulturvereine, in denen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren unter sich sind, einen deutlich geringeren Jahresbeitrag zahlen müssen als ältere Unterstützer und durch Führungen und Blicke hinter die Kulissen einen tieferen Einblick in die jeweilige Institution erhalten. Jedes Jahr entdecken mehr Kulturvermittler das Potenzial solcher Vereine, durch die nicht bloß eine neue Generation an Unterstützern herangezogen werden kann, sondern deren junge Perspektiven und technisches Know-how auch enorm wertvoll für das Entwickeln neuer Konzepte sein können.

Kräfte bündeln

Vor allem in Berlin ist die Dichte an jungen Kulturvereinen mittlerweile beträchtlich, von der Schaubühne bis hin zur entlegenen Liebermann-Villa am Wannsee machen Institutionen jeder Größe und Disziplin mit.

Malith Krishnaratne wurde zu Beginn seines Kunststudiums Mitglied der „Jungen Kaiser“ des Kaiser Friedrich Museums, um über seine Begeisterung für zeitgenössische Kunst hinaus einen Bezug zu den alten Meistern zu finden. Krishnaratne war begeistert von der Kollegialität, die sich durch gemeinsame Architekturführungen, Exkursionen und Reisen entwickelte, und von dem Tatendrang, den er mit den anderen Mitgliedern teilte. Dieses Potenzial, dachte er sich, sollte man irgendwie bündeln, um junge Berliner für Kultur zu begeistern und als Mitglieder zu gewinnen.

Und so gründete der junge Kunststudent, der zuvor bereits Insta-Walks für Museen konzipierte und mit seiner gewinnenden Rhetorik diesen Startup-Flair versprüht, der in der Berliner Kulturszene zunehmend in Mode kommt, das Netzwerk Junge Kulturvereine Berlin. 14 Vereine sind momentan dabei: die jungen Förderer der Berlinischen Galerie Jung und Artig, die Jungen Freunde der Deutschen Oper Berlin, der Junge Freundeskreis der Berliner Philharmoniker, die Jungen Freunde der Schaubühne, die Jungen DT Freunde des Deutschen Theaters, die Jungen Freunde des Vereins Berliner Künstler, die Jungen Kaiser, der Stoberkreis der Nationalgalerie, die Jungen Freunde des Jüdischen Museums, die Jungen Freunde der Liebermann-Villa, Die Fritzen der Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die Jungen Meister des Kunstnetzwerks Berlin und das urbane kuratorische Projekt Artburst Berlin.

Bei den jungen ­Kulturvereinen kann jeder Mitglied werden

Unterteilt in die mit textmarkerfarbigen Codes versehenen Kategorien Museum, Oper, Kunst, Musik und Theater präsentieren sie sich mit Kurztexten auf einer frisch gelaunchten Webseite, durch einen Klick gelangt man auf die zugehörigen Facebook-Seiten oder kann direkt Mitglied werden. Ein gebündelter Überblick soll längerfristig nicht nur online gegeben werden, auch bei Informationsveranstaltungen an Universitäten und Schulen sollen einzelne Vertreter gleich das gesamte Netzwerk vorstellen und so neue Mitglieder für die ganze Bandbreite an Vereinen gewinnen.

Der Zusammenschluss birgt nicht nur das Potenzial, das altbackene Konzept der Vereinsmitgliedschaft im kulturell reizüberfluteten Berlin wieder attraktiv zu machen. Er birgt vor allem die Chance, den Einfluss junger Kulturvereine auf Institutionen weiter zu stärken und so Kultur für eine breitere und jüngere Besuchermasse erlebbar zu machen. Während die ältere Generation in ihren Fördervereinen noch eine kritisch zu betrachtende Exklusivität pflegt – will man etwa Mitglied bei den Freunden der Nationalgalerie werden, so müssen in der Regel zwei Vereinsmitglieder als Bürgen gefunden werden – kann bei den jungen Vereinen jeder Mitglied werden. Manche Vereine bieten sogar Patenschaften an, falls sich das Geld für den Mitgliedschaftsbeitrag nicht anders auftreiben lässt.

Und auch ihren monetären Beitrag leisten die Jungen verstärkt durch Crowdfunding und andere Formen des modernen Spendensammelns. Es bleibt zu hoffen, dass der Einfluss des Netzwerks Junge Kulturvereine Berlin sich in den kommenden Jahren verfestigt und die Idee des Mäzenatentums so aufs 21. Jahrhundert updated.

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