: MUSIK
MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt
Zum Aufwärmen eine Geschichtsübung: Wenn man mal wieder „Silver Machine“ hören möchte, den Spacerockklassiker von Hawkwind, bei dem dunnemals 1972 ein gewisser Lemmy Kilmister sang – dann sollte man heute am Donnerstag im Urban Spree vorbeischauen beim Konzert von Giöbia. Die sollten den Song im Programm haben, schließlich haben ihn die italienischen Acidrocker gerade für ihre aktuelle Single gecovert (Revaler Str. 99, 21 Uhr).
Und, um popgeschichtlich locker in der Hüfte zu bleiben, gepflegter Surf. „Chaos at the Lobster Lounge“ haben Los Apollos ihr aktuelles Album betitelt, von Chaos aber ist da wenig zu hören und mehr davon, dass sich das Trio wie jede anständige Surfband halt auch mit den Sachen im Lounge- und Exotica-Regal auskennt. Am Freitag spielt es im Bassy (Schönhauser Allee 176a, 21 Uhr.)
Interessant zu hören wäre es natürlich gewesen, wie diese Bands nun in den Wasserspeichern in Prenzlauer Berg klingen würden. Weil Surf und Spacerock gern mit einer guten Portion Hall versehen werden. Das passiert dann mit speziellen Reverb-Effektgeräten. In den beiden Wasserspeichern braucht es so was nicht: Im großen Speicher sorgt die Architektur für einen Nachhall von bis zu 18 Sekunden, im kleinen bis zu 6 Sekunden. Das sind Resonanzräume, mit denen man erst einmal umgehen können muss. Getragene Töne funktionieren mit dem Schattenwurf des Nachhalls besser, allzu große Komplexität geht eher nicht – weil die einzelnen Töne dann mit dem Hall eher in Konkurrenz treten und das Klangbild versuppt. Das konnte man voriges Wochenende bei dem Nachhall-Festival „5 Seconds“ in der Zwinglikirche erfahren, dieses Wochenende dürfen sich die Nachhall-Fans auf eine andere Versuchsanordnung eben in den Wasserspeichern in Prenzlauer Berg freuen. Beim Speicher-Festival soll mit Drones, freier Improvisation und sonstiger Experimentalmusik mit dem besonderen Raumklang dort Zwiesprache gehalten werden, am Samstag machen das Richard Scott & Axel Dörner, DuChamp und Big Beats Big Times, am Sonntag Kulku, Itoe und Arnold Dreyblatt (Eingang über Belforter Straße, Konzertbeginn pünktlich 18.30 Uhr, Festivalticket 20, Einzelticket 12 €).
Und wer seinen musikalischen Seelenfrieden gern bei Calexico oder Giant Sand sucht, kann sein Glück bei Xixa am Montag im Urban Spree finden, weil diese Band nicht nur aus Tucson, Arizona, kommt, sondern dazu mit den beiden genannten Bands verbandelt ist. Das hört man bei Xixa, die dazu aber auch noch für ihren musikalisch umseitig interessierten psychedelischen Rock’n’ Roll die Cumbia tanzen lassen (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 16 €).
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