LeserInnenbriefe
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Engagierter Rüstungsgegner

betr.: „Einer, der es scheinbar nicht verdient hat“, taz v. 26. 6. 17

In dem Artikel schreiben Sie treffend über die Verdienste von Jürgen Grässlin und die ihm verwehrte Ehrung mit einem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.

Als engagierter Rüstungsgegner und unermüdlicher Aufklärer der dunklen Machenschaften der Waffenlobby ist Jürgen mir wohlbekannt. In über 20 Daimler Hauptversammlungen haben wir Seite an Seite den Ausstieg aus der EADS und die Abschaffung von Streumunition erstritten. Jürgen ist sowohl fachlich unglaublich kompetent als auch menschlich integer. In allen intensiven Debatten, die wir direkt mit der Vorstandsetage von Daimler führten, trennte er zwischen den Personen, denen er stets mit Höflichkeit und Wohlwollen begegnete, und ihren Geschäften. Skrupelloses Gewinnstreben auf Kosten der Menschen in Kriegs- und Krisengebieten prangerte er scharf an.

Für mich hat Jürgen einen Verdienstorden der Menschheit ideell längst erhalten – spätestens wegen der Kampagne „Aktion Aufschrei – Kleinwaffen abschaffen“. Hoffentlich hat Herr Kretschmann die Courage, den Menschenfreund öffentlich zu ehren – auch wenn Dieter Zetsche und weitere Rüstungsbetriebe rund um den Bodensee toben werden. Sicherlich wird sich nach Abschluss der laufenden Verfahren gegen Heckler & Koch eine nächste Gelegenheit dafür ergeben, da Jürgen in seinem Kampf nicht nachlassen wird. BEATE WINKLER-PEDERNERA, Stade

Zuständig für Schrift

betr.: „5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben“, taz v0m 1./2. 7. 17

Das 5. Ding ist das ß als Großbuchstabe. Da es das ß in der schriftlichen Wiedergabe der deutschen Sprache nun mal gibt, möchte ich es auch als Majuskel benutzen können. Das kann man für unnötig halten. Den Rechtschreibrat aber in diesem Zusammenhang auf eine Stufe mit der Gedankenpolizei des „Neusprech“ zu stellen, indem Frau Schwab ihn verdächtigt, er drehe die Inhalte der Wörter „noch nicht“ um, ist eine Verharmlosung von Orwells „1984“ und zeigt auch, dass sie nicht verstanden hat, dass der Rechtschreibrat nicht für die Sprache zuständig ist, sondern für die Schrift. DIETRICH RAUSCHTENBERGER, Schwelm

Emotional durcheinander

betr.: „Ein Happy End“, taz vom 1./2. 7. 2017

Seitdem Merkel nicht mehr blockiert und nun die Ehe für alle kommt, bin ich als Schwuler emotional durcheinander. Ich ärgere mich, weil nun überdeutlich wird, dass auch in unserer Demokratie schon eine Person ausreichte, um über Jahre Gleichberechtigung zu verhindern. Ich ärgere mich auch, weil von „Gewissensentscheidung“ und „Liberalität“ die Rede ist, als wäre Gleichberechtigung eine politische Verhandlungsmasse und nicht eine Frage der Gerechtigkeit.

Ich freue mich zwar auch über die Ehe für alle, aber ich will mich nicht freuen. Die rechtliche Gleichstellung sollte eigentlich selbstverständlich sein. Um gleiche Rechte sollte man weder betteln noch sich später artig dafür bedanken – sondern sie selbstbewusst fordern. Wer für Juden oder Schwarze eine Ehe zweiter Klasse will, ist ein Antisemit oder Rassist. Wer für Schwule und Lesben eine Ehe zweiter Klasse will, ist nicht milder zu beurteilen. ERWIN IN HET PANHUIS, Göttingen

Brandschutz nur auf dem Papier

betr.: „Ein kurioser Einzelfall“, taz vom 29. 6. 2017

Die Standards für Brandschutz in Deutschland seien die weltweit höchsten, sagt Brandschutzexperte Peter Spary. Allerdings höchstens auf dem Papier. Seit 5 Jahren ist in Homberg (Efze) ein Ärztehaus in Betrieb, bei dem wesentliche Brandschutzvorkehrungen fehlten. Bauherr ist die Stadt und die Hessische Landgesellschaft. Anfragen zu den Brandschutzmängeln wurden mit Floskeln abgetan. Erst nach Jahren wurden umfangreiche Umbauten für mehrere Hunderttausend Euro vorgenommen. Die Nutzung wurde trotzdem zu keiner Zeit von der Bauaufsicht des Kreises untersagt. Ein Fachbüro für Brandschutz erklärte, dass sie es kennen, dass die Brandschutzpläne nicht beachtet werden und ganz anders gebaut wird, als es in den Genehmigungsunterlagen angegeben war. Fazit: Es fehlt die Kontrolle und der Wille, Brandschutz gegen Wirtschaftsinteressen durchzusetzen.

DELF SCHNAPPAUF, Homberg

Pfui Teufel

betr.: „Gesegnete Mahlzeit“, taz vom 29. 6. 2017

Durchgebackener Kot ist nicht gefährlich, so foodwatch!?

Pfui Teufel, die Lebensmittelindustrie schämt sich ja gar nicht mehr. Und foodwatch auch nicht? Andererseits wissen wir ja, dass bestimmte Tiere ihren Kot fressen, weil dort bestimmte Mineralstoffe und/oder Vitamine drin sind, die sie brauchen. Das heißt, vielleicht müssen wir den Bäckereien auch noch dankbar sein!? Deswegen backe ich mein Brot doch lieber selbst!

HERIBERT GILLESSEN, Hürtgenwald

Teilzeit für arme Rentner

betr.: „Arm bleibt arm“, Leserinnenbrief vom 29. 6. 2017

Liebe Frau Schneider-Ludorff, Sie meinen, so viele „altersverträgliche“ Teilzeitjobs könne es gar nicht geben, um dem immer größer werdenden Kreis der von Armut bedrohten RentnerInnen ein zusätzliches Einkommen bescheren zu können? Doch, so viele Teilzeitjobs wird es leider in der Kranken- und Altenpflege geben, wenn nicht dafür gesorgt wird, dass ausgebildetes Personal, dem Bedarf entsprechend, arbeitet. RITA CZERWONKA, Karlsruhe