: Flagge unterm Arm
WAS SAGT UNS DAS? Das neue DFB-Trikot strahlt Ernsthaftigkeit aus und belohnt die Leistungsträger
Vor dem Hintergrund der Sommermärchen-WM wäre vieles denkbar gewesen beim neuen Trikot der Fußballnationalmannschaft: eine Deutschlandfahne, die sich über den Brustkorb erstreckt und bei Erschütterung aufblinkt, ein glitzernder Adler mit Siegerkralle, neonfarbene Sterne. Der DFB-Ausstatter Adidas präsentierte am Dienstag aber vor allem Sachlichkeit. Wenn ein Nationaltrikot etwas aussagt über die Befindlichkeit eines Landes, dann dürfte es in Deutschland in den nächsten Monaten ernst zugehen.
Im Jahr 2006 noch steckte die deutsche Nationalflagge auf jeder zweiten Autoantenne. Jetzt verbirgt sie Adidas unter dem Ärmelbündchen des Trikots. Dezent auch die feinen, schlanken Linien, die sich von der linken Schulter abwärts ziehen. Drei von ihnen sind schwarz-rot-gold gefärbt, was bei der plakativen Nüchternheit des Designs wie ein Wagnis daherkommt. Im Angesicht der Wirtschaftskrise trägt Deutschland ein Trikot der Zurückhaltung.
Wer Optimismus entdecken will im neuen Design, muss in die Geschichte zurückblicken. Das neue DFB-Emblem ist schwarz unterlegt, genau wie 1996. Damals gewann Deutschland die Europameisterschaft. Eine Mannschaft sehnt sich nach ihrer Vergangenheit. Für die Zukunft ist das nicht immer ein gutes Zeichen.
Doch das Fußballhemd hat eine Eigenschaft, die noch mehr erzählt über das Land und seine Ideale. Es ist der Schnitt des Hemds, der kaum Platz lässt für Menschen, die der Norm nicht entsprechen. Die meisten Fans, die sich das Shirt für knapp 70 Euro kaufen werden, sind dicker als das Ideal. Adidas hat ein Nationaltrikot entworfen, das spannt. Ein Trikot, in dem die gut aussehen, die diszipliniert sind. Das neue Trikot ist eine Uniform für den Leistungsträger. SCH