: Es gibt sie noch, die guten Mobi-Filme
WendlandDie Bürgerinitiative Umweltschutz stellt diese Woche einige ihrer schönsten Mobilisierungsfilme aus den letzten Jahren online
Im politischen Kampf ist es wichtig, die Macht über die Bilder zu haben. Dies war den Aktivisten der Anti-Atom-Bewegung in Lüchow-Dannenberg von Anfang an klar: Schon 1975 wurde die Wendländische Filmkooperative gegründet.
Ihre Mitglieder verstehen sich laut Homepage auch heute noch als „kritische, engagierte Filmemacher, denen es ein Anliegen ist, auf gesellschaftliche Schieflagen und Missstände zu reagieren“. So haben sie in den über 30 Jahren sechs lange Dokumentationen über den Kampf in der Region gegen den Transport und die Lagerung radioaktiven Abfalls gedreht, die inzwischen als die „Gorleben Filme“ als DVD (im Laika Verlag) vorliegen. Und sie produzierten Kurzfilme, mit denen sie jeweils für die aktuellen Kampagnen wie Anti-Castor-Aktionen agitierten.
Diese Mobi-Filme wurden schnell und für den jeweiligen Anlass gedreht. Aber gerade weil sie so spontan, mit winzigem Budget und riesigem Erfindungsreichtum gemacht wurden, vermitteln sie gut das Lebensgefühl der AktivistInnen. Sie sind nie polemisch, sondern folgen stattdessen der Wendland-Parole: „Es wird ein Lächeln sein, das sie besiegt.“
Einige der Filme liefen in Kinos, andere wurden auf Versammlungen und im Netz verbreitet. Auf der Homepage der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg sind seit einigen Tagen neun von ihnen zu sehen. Dabei fällt auf, dass es keine Endtitel mit den Namen derjenigen gibt, die für die Regie, Kameraarbeit, Schnitt und andere Gewerke verantwortlich sind. Auch in diesem Sinne sind sie von einem Kollektiv produzierte Filme.
Einige sind kleine Komödien mit milde antiautoritären Pointen. So geschehen in „Du schreibst Geschichte“ von 2011 dem Helden allerhand komische Missgeschicke auf der Reise ins Wendland: Er fährt mit dem Fahrrad in eine Heftzwecke mit der Aufschrift E.ON, macht sich dann auf Inline-Skates auf den weiteren Weg und nimmt sogar eine Anhalterin Huckepack mit.
Schließlich landet er auf dem Dach einer mit jungen weiblichen Reisenden prallgefüllten Citroën-Ente, zu denen sich noch ein Polizist gesellt, der einen Strafzettel ausstellen wollte, aber mit einem Joint bekehrt wurde. In „Abgefahren“ von 2010 wird ein schüchterner Student zuerst von seiner strengen Mutter davon abgehalten, zur Aktion gegen den Castortransport zu fahren, doch dann trifft sie einen attraktiven Cabriofahrer und begegnet ihrem Sohn an einer Verkehrsampel auf der Straße nach Gorleben wieder. In „Das Wendland ruft“ wird in Versen die Schönheit der Landschaft und die Solidarität ihrer Bewohner besungen. Aus den Jahren 2015 und 2016 gibt’s dann nur noch Kurzdokus über die Widerstandpartys. Sie wirken wie ein Abgesang. hip
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