: Bei Kindern können wir sparen
Bildung Der Senat hat Alternativen zur Gruppenvergrößerung nicht verfolgt, kritisiert die Fraktion der Linken in der Bremischen Bürgerschaft
Sofia Leonidakis, kinderpolitische Sprecherin der Linksfraktion
Als falsch bezeichnet die kinderpolitische Sprecherin der Linken, Sofia Leonidakis, die Darstellung der Bremer Landesregierung, die Aufstockung der Kindergartengruppen auf 21 Kinder sei alternativlos. Mit der Vergrößerung will der Senat vermeiden, dass erneut Kinder ohne Betreuungsangebot dastehen wie im Jahr 2016. Leonidakis sagte: „Der Senat hat vor über einem Jahr angekündigt, Räume anzumieten für Dependancen von Kindertagesstätten – das hat er meines Wissens nach an keiner Stelle umgesetzt.“
Dies konnte Annette Kemp, die Sprecherin der Bildungsbehörde, kurzfristig weder bestätigen noch dementieren. Eine Antwort auf die Frage, wie viele solcher Dependancen geschaffen wurden, könne sie so schnell nicht geben, sagte sie.
Das deutet darauf hin, dass Leonidakis recht hat: Es gibt überhaupt keine. „Solche Anmietungen, für die auch Umbaukosten anfallen, sind natürlich sehr viel teurer, als einfach die Gruppen zu vergrößern“, sagt Leonidakis. „Das 21. Kind ist die billigste Lösung.“
Die Vergrößerung der Kitagruppen ist wiederholt Gegenstand von Kritik: Am Donnerstag hatten zuletzt die LeiterInnen von Kindertagesstätten des städtischen Eigenbetriebs „Kita Bremen“ die Gruppenvergrößerung abgelehnt. Sie könnten dies nicht verantworten, hieß es in einem einstimmigen Beschluss, weil „die Gesundheit der MitarbeiterInnen und das Wohlbefinden eines jeden uns anvertrauten Kindes“ gefährdet sei. Die Gruppen seien mit 20 Kindern bereits jetzt zu groß, wie ErzieherInnen aus allen Stadtteilen sagen. Dies gelte umso mehr in Kindergärten, in denen der Großteil der Kinder in schwierigen sozialen Verhältnissen lebt, so eine Leiterin aus Gröpelingen.
„Wir haben gar keine Wahl, ob wir das umsetzen oder nicht“, sagt hingegen der Geschäftsführer von Kita Bremen, Wolfgang Bahlmann, zu dem Beschluss seiner MitarbeiterInnen. „Wenn die Richtlinie für den Betrieb von Kindertagesstätten geändert wird, dann ist sie verbindlich für alle Träger.“
Immerhin würden Häuser ausgenommen, in denen zu wenig Raum für ein weiteres Kind ist. Außerdem geht Bahlmann davon aus, dass in einigen Stadtteilen in neu aufgestellten Containern Plätze unbesetzt bleiben und dort daher keine Gruppen vergrößert werden müssen.
Gleichwohl sagte er, ein solches Votum der Kita-Leitungen sei „ein Hilferuf“, der nicht überhört werden dürfe.
Das vorige Mal, dass sich die LeiterInnen von Kita Bremen einem Beschluss des Senats widersetzt haben, war 1989. Damals hatte der damalige Sozialsenator Henning Scherf (SPD) auf einen Schlag 190 Plätze schaffen wollen, indem die Gruppen von 20 auf 21 Kinder vergrößert werden sollten. eib
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen