„Ich will Larry David wählen!“

KÜCHENKABINETT Donald Trump kommt nicht zum Essen: „The Gabriels“ in Hamburg

So absurd ist die Idee gar nicht: Nachdem die drei Teile von „The Gabriels“ in den vergangenen Tagen einzeln zu sehen waren, stehen sie an diesem Wochenende noch zweimal en bloc auf dem Programm des Festivals „Theater der Welt“: Am Samstag- und am Sonntagnachmittag werden also jeweils alle drei Teile gegeben, macht netto knapp sechs Stunden Theater im amerikanischen Original mit deutschen Übertiteln. Zwei lange Pausen sind eingebaut – und die Kampnagel-Gastronomie bietet ein eigens konzipiertes, amerikanisches Menü an.

Was umso mehr einleuchtet, als hier ja gerade die Essenszubereitung den Rahmen stiftet: Drei Mal sehen wir dieser Ostküsten-Patchworkfamilie dabei zu, wie sie in der Küche werkelt und nebenbei die Hinterlassenschaften des verstorbenen Ehemanns (bzw. Exmanns bzw. Bruders bzw. Sohns) durchgehen, Thomas, der unter anderem Theaterstücke geschrieben hat.

Ursprünglich hatte Autor Richard Nelson die drei Teile über einen Zeitraum von acht Monaten zur Premiere gebracht – so wurde dann etwa am „Super Tues­day“ Teil zwei gespielt, genau an diesem für die US-Wahlen so wichtigen Termin, und Teil drei am Wahlabend selbst (siehe Interview). Demgegenüber haben heutige Zuschauer natürlich einen Wissensvorsprung. Dem Vergnügen muss das aber keinen Abbruch tun: Das Stück mag manche an all die großen bürgerlichen Familiendramen erinnern, andere aber mindestens so sehr ans neue Qualitätsfernsehen. Diesen Leuten, diesen tollen Schauspielern könnte, nein möchte man stundenlang zusehen – „binge watching“ im Theater, sozusagen.

A propos: Wer aufpasst, bekommt die allerliebste Anspielung mit auf den Miterfinder der einflussreichen Sitcom „Seinfeld“ (sowie Erfinder der fabulösen Fremdschäm-Serie „Curb Your Enthusiasm“): „Well“, heißt es da, „I wanna vote for Larry ­David!“ ALDI

The Gabriels Marathon: So + So, 3. + 4. 6., je 14 Uhr, Hamburg, Kampnagel