: MUSIK
MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt
Warum nicht einfach mal wieder Pop hören? So tun, als höre man zum ersten Mal im Leben einen Song, sich von Harmonien tragen lassen, hören, was die Stimme so zu erzählen hat. Gut, furchtbar ungewöhnlich ist das jetzt nicht. Aber Pop im Sinne einer Verdichtung von Gefühlen, Ideen oder einfach bloß eines (Lebens-)Stils auf ein paar Minuten, kann sehr befreiend sein. Auch wenn er dieser Tage sein Gesicht meistens anders zeigt. Doch in manchen Fällen, wie im Dream Pop von Man Duo, einem Projekt der Finnen Jaakko Eino Kalevi und Long-Sam, umfängt einen so eine wattige Unschuld bei gleichzeitigem Bewusstsein über die Zeit, in der man sich musikalisch bewegt, dass man sich bei den beiden sehr gut aufgehoben fühlen kann. Am Donnerstag kann man das zum Beispiel im Acud macht neu (Veteranenstr. 21, 21 Uhr, 8 €).
Zupackender, wenn auch nur ein ganz klein bisschen, geben sich da die Kollegen von Yes We Mystic am selben Abend in der Kantine am Berghain. Die Musiker aus Winnipeg bezeichnen sich selbst als „kontemplativ“, und das kann man über ihre von Gitarren getragenen Weisen durchaus ebenfalls behaupten. Wenn einem ein Vergleich vonnöten erscheint, bieten sich die US-amerikanischen Kollegen von Grizzly Bear an. Yes We Mystic erweisen sich ähnlich erkundungsfreudig beim Zusammenpacken von ein paar Akkorden Folk mit dem einen oder anderen R&B-Takt und was die eigenen Hörgewohnheiten so hergeben. Wird man in naher Zukunft sicher noch mehr von hören (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 13,50 €).
Andererseits spricht nichts dagegen, sich der wortlosen Kunstmusik anzuvertrauen, etwa in der Reihe „Spectrum Concerts Berlin“, die, immer noch am Donnerstag, mit Streichsextetten für sich wirbt – von Brahms, Richard Strauss und vor allem von Arnold Schönberg. Dessen „Verklärte Nacht“ in der ursprünglichen Fassung für Streichsextett allein lohnt schon den Weg in die Philharmonie (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, 15–50 €).
Doch zurück zum Pop. Dem verleiht die Berlinerin Anna von Raison mit ihrem Projekt Anna VR einen im Namen deutlich angelegten Virtualisierungsschub. Mit elektronisch verfremdeter Stimme und hyperrealer Pop-Elektronik gibt sie am Montag im Roten Salon eine Kostprobe ihres Song-Schaffens (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 13 €).
Womit wir abschließend bei den Freunden des Do-it-yourself angekommen wären. Bei der „Imaginären Musik“ am Dienstag im Ackerstadtpalast ist das wörtlich zu nehmen: Die Echtzeitmusiker Werner Durand, Stephan Froleyks, Andrea Neumann, Silvia Ocougne und Michael Vorfeld bedienen selbstgebaute Blas-, Saiten-, Zupf- und Perkussionsinstrumente (Ackerstr. 169, 20 Uhr, 10/8 €).
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