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Wohin mit dem Geld?

Foto: Peter Stegenwallner/dpa/picture alliance

Wer hat’s erfunden? Die Schweizer! 1972 nahmen ihre Banken als Erste Geld dafür, dass man ihnen Geld leiht: „Negativzins“ heißt das, und es ist so eine Wortschöpfung, die es instantan in jede Shortlist des Unworts des Jahres schafft. Ein Bullshitbegriff, einer dieser verdrehten Ökonomieeuphemismen wie „Kreditausfall-Swap“ oder „Leerverkäufe“. Ein Wort, das man nicht ernst nimmt, bis es einen betrifft.

Und die Einschläge kommen näher. Seit Jahren schon ist der Leitzins in der Eurozone im Tief, die Banken geben diese Nullzinsen an ihre Kunden weiter, wenn auch leicht verzögert. Es war die Deutsche Skatbank – der Name klingt wie ausgedacht, aber es gibt sie wirklich –, die hierzulande 2015 als erste Bank Negativzinsen erhob, aber nur für Großkunden, also ab einer Einlage von 500.000 Euro.

Die Volksbank Reutlingen ging nun den nächsten Schritt, in einem Preisaushang vor einigen Wochen schon, aber es fiel erst jetzt auf: Negativzinsen von 0,5 Prozent auf dem Girokonto. Ab 0 Euro! Nach ein wenig Aufregung wurde inzwischen erklärt, dass es gar nicht so gemeint war, aber das ist egal. Die nächste Zinssalamischeibe ist abgeschnitten. Die nächste Bank wird kommen und es wirklich umsetzen. Sofern der Leitzins nicht steigt, wird Geld sparen absehbar Geld kosten.

Was bedeutet das nun für den Kleinsparer, vulgo: Sie, liebe Leser? Sollten Sie Ihr Geld zurück nach Hause tragen, in den Sparstrumpf tun? Unter Kopfkissen, in Marmeladengläser, in Porzellanschweine und welche Bilder aus der gedanklichen Mottenkiste sich da noch auftun?

Nein, das werden Sie natürlich nicht! Denn es gibt zwei Möglichkeiten:

1. Sie haben nur wenig Geld auf dem Girokonto. Dann lassen Sie es bitte dort. Oder wollen Sie ernsthaft dauernd schauen, ob Sie in den Dispo gerutscht sind? Wollen Sie mehrfach im Monat Kleinstbeträge wieder einzahlen, persönlich zur Bank bringen gar? Viel zu aufwendig.

2. Sie haben viel Geld auf dem Konto. Und das seit Jahren, zu Minizinsen, obwohl Sie eigentlich wissen, dass Sie inflationsbereinigt die ganze Zeit Verlust machen – denn Sie können sich nicht entscheiden, wofür Sie das Geld verwenden sollen, Sie zaudern zwischen Bitcoin, Aktien, Festgeld und, und, und. Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, dann, na ja … dann werden Sie auch jetzt nicht aktiv. Sie werden sich das mit dem Geldabheben auf die To-do-Liste schreiben und da wird es bleiben. Bis die Zinsen wieder steigen. Michael Brake

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