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SYLVIA PRAHL
Kinder, die gern ins Kino gehen, haben es in dieser Woche besonders gut. KuKi, das 5. Internationale Kinder- & Jugend-Kurzfilmfestival Berlin, nimmt kleine Cineasten in nach Alter gestaffelten Wettbewerbsprogrammen mit auf eine bunte Reise um den Globus (www.interfilm.de/kuki2012). Eine Station ist Russland, wo die Tradition des Animationsfilms schon seit hundert Jahren hochgehalten wird. Am Samstag sind im Filmtheater Friedrichshain um 15 Uhr neun Filme für Kinder ab 6 Jahren zu sehen (Eintritt: 3 Euro). Für die Kleinsten gibt es am Sonntag um 11 Uhr ein Kita-Programm und um 15 Uhr lässt das Familienprogramm das gesamte Festival nochmals Revue passieren. Anschließend wird gefeiert.
Und dann sind ja auch noch die Märchentage. Eine schöne Mischung aus Filmvorführung und Märchenerzählung bietet da das Spatzenkino. Die „Märchendrossel“ Rainer Franz erzählt am Samstag im Union Filmtheater und am Sonntag im Moviemento jeweils um 11 Uhr zunächst das Schlafdrama „Dornröschen“. Der Puppentrickfilm bebildert im Anschluss die eben gehörte Geschichte und veranlasst das junge Publikum eventuell zu ersten tiefschürfenden Überlegungen zu Raum und Zeit (www.spatzenkino.de, Eintritt 4 Euro, Anmeldung erbeten unter 4 49 47 50). Wenn das nicht schon beim Vorlesen passiert ist.
In der kleinen Reihe „Grimms-Märchen-Ausgaben“ sei heute das Augenmerk auf die gelungene Version des Berliner Tulipan Verlags gelenkt. Die 37 hier versammelten Märchen entsprechen der Auswahl, die die Brüder Grimm 1837 für die dritte (und erstmals erfolgreiche) Auflage ihrer „Kinder- und Hausmärchen“ vorgenommen hatten. Und nicht nur hier ist der Verlag historisch korrekt. Auch in die Texte wurde nicht modernisierend eingegriffen. So ist die Wiederbegegnung mit der herrlich umständlichen Sprache auch für die Vorlesenden ein Vergnügen, wenn Aschenputtel beispielsweise dem Königssohn nicht entwischt oder einfach abhaut, sondern ihm „entspringt“. Das kann sich doch nur positiv auf den erweiterten Sprachschatz auswirken.
Illustriert hat die Märchen der preisgekrönte Klaus Ensikat, dessen humoreske, feinziselierte Bilder oft schon ins Satirische tendieren. Das Grauen kommt da gern zur Hintertür herein, gerade wenn die Tiere menschliche Züge annehmen und die Menschen animalisch aussehen.
Besonders gut gefällt mir, dass Ensikat auf gängige Schönheitsideale pfeift, und alle Königstöchter mit echt groben Zinken ausgestattet hat (www.tulipan-verlag.de, 24,95 Euro).