: Heldenmarkt
„Biofaire“ Produkte und Informationen
■ Rund 150 Stände mit Bio- und Fair-Trade-Produkten und 20 Veranstaltungen mit Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen (Eintritt: 6/5 Euro)
■ Wann? 17. und 18. November
■ Wo? Postbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8
■ Im Netz: www.heldenmarkt.de
Mit Konsum die Welt verbessern? Geht es nach Lovis Willenberg, ist das nicht unmöglich. „Geld ist ein gesellschaftliches Gestaltungsmittel. Gibt man es für die richtigen Dinge aus, kann man viel bewegen“, sagt der Gründer des Berliner Heldenmarktes, einer Messe für ökologisch, sozial und fair hergestellte Waren. Dieses „richtig“ definiert Willenberg wie folgt: Für ihn sei es besser, Produkte von lokalen und fairen Anbietern zu kaufen, als sein Geld weiterhin konventionellen ProduzentInnen zu geben, die hauptsächlich auf Profit aus seien. „Zu viele Produkte würden nach wie vor die Umwelt belasten oder von Kindern in Fabriken unter schlechten sozialen Bedingungen hergestellt werden“, bedauert Willenberg.
Willenberg ist mit dieser Einstellung nicht allein. Nachhaltig zu konsumieren, erfreut sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Und das, obwohl Biolebensmittel und fair produzierte Waren in der Regel teurer und auch nicht gänzlich frei von Skandalen sind. Belegen lässt sich der Trend an den Umsatzzahlen der Biolebensmittelwirtschaft. Laut Dachverband der deutschen Biobranche ist der Umsatz von Bioprodukten von 2010 auf 2011 um 9 Prozent auf insgesamt 6,59 Milliarden Euro gestiegen. Damit sei Deutschland der größte Markt für Bioprodukte in Europa.
Der Heldenmarkt hat also einen Nerv getroffen. Denn um nichts anderes als nachhaltigen Konsum geht es beim Heldenmarkt, der an diesem Wochenende ein weiteres Mal seine Tore öffnet. Allerdings wird auf der Messe nicht nur mit fair produzierten Alltagsgegenständen und Biolebensmitteln gehandelt. Neben verschiedenen Dienstleistungen, vom Ökostromvertrag bis hin zur politisch korrekten Geldanlage, gibt es auch ein umfangreiches Programm mit Workshops und Vorträgen. Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen thematisieren die Arbeitsbedingungen im globalen Süden oder erläutern die Folgen des Palmöl-Booms.
Das Ziel des Heldenmarkts ist klar definiert: Die BesucherInnen sollen sich ihres eigenen Konsumverhaltens bewusst werden. Dabei versuchen Willenberg und seine MitstreiterInnen das Wedeln mit dem pädagogischen Zeigefinger zu vermeiden. „Vielmehr wollen wir den Besuchern die Hand reichen und ihnen zeigen, was für Alternativen zu konventionellen Produkten es gibt“, sagt Willenberg.
Hierin besteht aber auch die Krux. Die Messe legt vor allem Wert auf „richtigen“ Konsum. Dabei ist der Effekt von nachhaltigem Konsum durchaus beschränkt. Einen konsequenten grünen Lifestyle können sich nur wenige leisten. Am Ende des Tages entscheidet die eigene finanzielle Situation, ob man in den Bioladen um die Ecke oder in den Discounter geht. Von Einwänden wie diesen hält Willenberg nichts. Jeder habe die Möglichkeit, zu wählen und sich dem „Konsum-Diktat“ zur Wehr zu setzen. Dass Sozialhilfeempfänger nicht ausgeschlossen seien, lasse sich laut Willenberg an den BesucherInnen des Heldenmarktes belegen: Auch Menschen mit Berlinpass kämen zur Messe. „Am Ende kann jeder selbst entscheiden, wie er konsumieren möchte. Für uns ist aber schon ein Gewinn, wenn die Leute sich ihres Konsums bewusst werden“, sagt Willenberg, „denn damit beginnt der nötige Bewusstseinswandel.“
Doch auch Willenberg hat erkannt: Grün konsumieren allein reicht nicht. Genauso wichtig sei es, sich politisch zu engagieren und zu versuchen, die Rahmenbedingungen zu verändern. Nur so könne die Welt nachhaltig verbessert werden. LUKAS DUBRO