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LeserInnenbriefe

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Objekt, Subjekt, Hilfe

betr.: „Mit dem Täter reden“, taz vom 10. 5. 17

Liebe Mithu Sanyal, ich kann nicht verstehen, worum es Ihnen geht. Zum einen sprechen Sie von einem „Erleben“ sexualisierter Gewalt, wenden sich gegen die Begrifflichkeit des „Opfers“, weil Sie den Subjektstatus der von Gewalt betroffenen Frauen in den Fokus rücken wollen. Angesichts der ungeheuren Vielzahl gewalttätiger sexualisierter Angriffe auf Frauen erscheint es mir einerseits stimmig, andererseits zynisch, begrifflich derart zu verharmlosen. Verharmlosend ist auch Ihre Beschreibung der von Thordis Elva deutlich als Vergewaltigung bezeichneten Situation: Sie, Thordis Elva, trank zu viel Rum im Beisein ihres „hübschen“ Freundes, war „nahezu völlig paralysiert“, als „er mit ihr schlief“.

Eine junge Frau verträgt keinen Alkohol und trinkt zu viel – vermutlich hat der junge Mann auch zu viel getrunken – so besoffen haben sie miteinander geschlafen, sie war nicht mehr in der Lage, Grenzen zu setzen. So what? Blöd gelaufen. Vermutlich konnte sie es sich über all die Jahre selbst nicht verzeihen, dass sie so vertrauensselig war und noch dazu so viel getrunken hat.

Das ist es, was bei Ihrer Art, darüber zu sprechen, bei mir ankommt. Ich bin mir sicher, dass das nicht gewollt ist. Sie wollen dem Erleben der vielen, vielen Frauen gerecht werden. Aber es gelingt Ihnen nicht. Wie es auch uns Frauen, die Derartiges erlebt haben, nicht gelingt, dies tatsächlich zu verstehen. Wie auch? Es war Gewalt an uns, obwohl wir freundlich und arglos gestimmt waren. Diese bösartige Gewalt entstand aus Gier und aus Macht. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen. Und dazu gehören auch unsere Sehnsucht nach einer Welt, in der das nicht so ist, und unser Mut, Risiken einzugehen, und unsere Liebe und Naivität. Wenn Täter Verantwortung übernehmen wollen, dann bitte die für sich selbst – ohne ihr Opfer zu retraumatisieren oder in Gewissenskonflikte zu nötigen („Ich will ein guter Mensch sein und verzeihen …“). Die Täter müssen woanders Hilfe suchen und bekommen. BIRGIT KÜBLER, Regensburg

Keine Kopfgeburt von Tsipras!

betr.: „Neue griechische Grausamkeiten“, taz vom 14. 5. 17

Der Autor erwähnt mit keinem Wort die Hintergründe dieser schrecklichen Maßnahmen für die griechische Bevölkerung. Er vermittelt den Eindruck – genau wie die politischen Urheber der Misere –, dass sie eine Kopfgeburt der jetzigen Regierung von Tsipras seien. Tatsächlich verlangt der IWF (der Internationale Währungsfonds) seit längerer Zeit und mit der Zustimmung von Schäuble die Einführung solcher Maßnahmen. Ohne ihre Einführung würde Griechenland kein Geld mehr erhalten, um seine Schulden zu bedienen. Ohne dieses Geld wäre das Land pleite. Andere vom Parlament zu verabschiedenden sozialen Gegenmaßnahmen sind geldtechnisch genauso hoch oder höher als die Kürzungen. Diese von der Regierung den Gläubigern abgerungenen sozialen Maßnahmen sollen besonders der ärmeren Bevölkerung ein wenig helfen, die „Grausamkeiten“ zu ertragen. Weder die konservative noch die sozialdemokratische (!) Partei haben in ihrer Regierungszeit so etwas versucht.

Der IWF hat andererseits die Position vertreten, dass Griechenland nicht in der Lage sei, seine Schulden zu bedienen. (Die Position hat Varoufakis vor zwei Jahren vertreten.) Der deutsche Finanzminister aber ist der Meinung, dass das Land doch seine Schulden bedienen kann. Dieser Konflikt wird meiner Meinung nach zugunsten des IWF entschieden. Er hat gedroht, anderenfalls aus dem Programm zur „Rettung Griechenlands“ auszusteigen. PETER COSTAS, Berlin

Westfälische Papageien

betr.: „NRW olé, olé, olé“, taz vom 13. 5. 17

Werte Damen und Herren, hier ein Szenario über gelebte Realität im Trennungsstrich-Land, mehr als 70 Jahre nach Operation Marriage: Treffen sich ein Rheinländer und ein Westfale, der einen Papagei auf der Schulter hocken hat. Sagt der Rheinländer: „Na, kann er denn schon sprechen?“ Sagt der Papagei: „Keine Ahnung!“ MATTHIAS MÜLLER, Bielefeld

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