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Leben am Wasser im eigenen Garten

Oase Was kostet eigentlich das Anlegen eines Gartenteichs? Braucht er eine Folie oder gibt es andere Möglichkeiten, das Wasser am Versickern zu hindern? Und was brauchen Fische? Oder ist es besser, auf sie zu verzichten?

Der Gartenteich: ein ökologisch hochwertiger Lebensraum von größter Dynamik und wichtiger Hotspot der Biodiversität. Oder eine Brutstätte für Heere der gemeinen Stechmücke? Foto: dpa

von Jens Fischer

Wir brauchen doch den Rasen im Garten nicht mehr zum Kicken, Toben, Kriegen spielen – so der Geistesblitz am Frühstückstisch. Wir hätten also Platz für einen Teich! Leben am Wasser, daheim. Das ist jetzt angesagt. Auch in einer Stadt am Fluss. So unvorbereitet die Idee, so ahnungslos vibriert sogleich die Fantasie beim Wochenend-lässigen Guten-Morgen-Gespräch.

Ja, klar, der Teich als echter Hingucker, eine geradezu perfekte Pointe des Gartendesign-Biedersinns. So die Skeptiker. Aber wer wolle denn Brutstätten für Heere der gemeinen Stechmücke bauen, die anschließend die Anlieger überfallen? Dazu dieses nervtötende Gequake aus Amphibienmäulern. So die Kritiker. Ach was, so die Gegenrede, das ist ein ökologisch hochwertiger Lebensraum von größter Dynamik und gerade in unseren Zeiten ein wichtiger Hotspot der Biodiversität, wenn andernorts immer mehr Feuchtgebiete entwässert werden und dort beheimatete Lebewesen vom Aussterben bedroht seien.

Bei so viel moralischem Argumentationseinsatz schwinden die Widerstände. Mache aber viel Arbeit, so ein Tümpel, ist noch zu hören. Ach was, einmal im Schweiße seines Angesichts malochen und dann jahrelang Freude haben an allem, was da krabbelt, fliegt, schwimmt, im lauen Wind schlenkert und vor sich hin duftet. Ein letzter Aufschrei der Miesepeter: „Das ergibt keine Idylle, das gibt Mord und Totschlag. Da kommen doch die marodierenden Katzen der Nachbarn und kacken alles kaputt und die Vögel werden das Gewässer als Büfett einer Auswahl an Fischspezialitäten nutzen. Und leisten können wir uns so eine Tümpelinszenierung auch nicht.“

Okay, gehen wir es an. Suchen die Fakten hinter den Vorurteilen. Gartenteich für unterdurchschnittlich verdienende Anfänger: Geht das?

„Klar, ganz einfach“, sagt der Fachmann im Baumarkt um die Ecke. Und was würde das kosten? „Mit so 600 Euro müssen Sie schon rechnen.“ Schluck. Nun gut, schauen wir uns mal die Liste der zu tätigenden Investitionen an.

Dass wir auf die 08/15-formatierten Plastikschalen als Teichbasis verzichten – klar. Spaten, Schaufeln, Schubkarre und fünf Arbeitskräfte sind als Produktionsmittel ja vorhanden. Kosten nichts. Losgebuddelt wird auf einem möglichst ebenen Stück Gartenfläche, halbschattig und geschützt vor Laubbefall. Denn Blätter sind wie Fischkot und -futter der Dünger fürs Zuwuchern des Wassers.

Stufenartig, so die Ratgeber, gelte es dort drei Lebenszonen zu gestalten – nämlich einen Sumpfbereich, der nur etwa zehn Zentimeter Wasserhöhe hat und Pflanzen beherbergt, die dem Teich Nährstoffe entziehen, gefolgt in einem halben Meter Tiefe von der Flachwasserzone und schließlich dem steilen Abfall. Bei der von uns geplanten zwei mal drei Meter Grundfläche sollten wir 1,50 Meter in den Boden gehen, wird im Baumarkt geraten, um eine wirkliche überwinterungssichere, weil frostfreie Tiefenwasserzone für Fische zu haben.

Um den Untergrund abzudichten und das Hineinwachsen von Wurzeln zu verhindern, sei die frisch geschaufelte Kuhle erstmal mit einem Synthetik-Vlies auszulegen und dann mit einer Polyethylenfolie abzudichten. Jetzt beginnt die Kostenrechnung. Die Formel für den Einkauf des Einlagematerials lautet: (Teichlänge + 2x Teichtiefe + 60 Zentimeter Rand) x (Teichbreite + 2x Teichtiefe + 60 Zentimeter Rand). In unserem Fall ergibt das 36,97 Quadratmeter. Rechen wir mal mit übel viel Verschnitt und runden auf 40 auf. Die 0,5 Millimeter dicke Folie kostet 1,99 Euro pro Quadratmeter, das Vlies 2,64 Euro. Macht für uns zusammen schon mal knapp 190 Euro.

Ein paar Steine, Sand und Pflanzen zur Uferbefestigung klauen wir kostengünstig aus anderen Ecken des Gartens. Der Naturschutzbund (Nabu) rät hingegen, ganz auf Folien zu verzichten, weil der in Bremen vorhandene Kleiboden vielerorts das Wasser ausreichend staue.

Kies müssen wir allerdings kaufen, sechs Euro der Sack. Damit zu bedecken ist der Teichboden, etwa zehn Zentimeter hoch. Nun Wasser einlassen. In unserem Fall sind das fast 8.000 Liter. „Muss aber ja kein Leitungs-, sollte sogar Regenwasser sein, ist billiger und besser“, heißt es beim Nabu. Auch wenn man die Folgekosten bedenkt. Denn an einem warmen Tag verdunsten gleich wieder 15 Liter pro Quadratmeter Wasseroberfläche.

Bevor nun Leben in die bewässerte Kuhle kommt, sollte das feuchte Nass vom Fisch-Dealer des Vertrauens geprüft werden. Ist alles in Ordnung, kann der botanische und zoologische Besatz beginnen. Auf jeder Stufe des Teichs müssten Pflanzen in den Kies gesetzt werden, das sei unabdingbar für das biologische Gleichgewicht, so der Nabu. Algen sind die einzigen Wasserpflanzen, die es umsonst gibt und die sich daher anmaßen, gleich alles zu überwuchern. „Dagegen helfen das Ährige Tausendblatt und der Tannenwedel“, behauptet der Nabu. Ansonsten kaufen wir nach Lust und Laune: für zwei Euro ein bisschen Schilf – bis 15 Euro für eine Seerose.

Und Fische? „Die japanischen Karpfen: Kois sind am besten“, ist im Baumarkt zu erfahren. Die seien robust, schön und man könne ihr Heranwachsen über Jahrzehnte verfolgen, wenn es gut laufe. Aber das sind doch so meterlange Riesen und tausende Euro teuer? „Nein“, entgegnet der Fachmann, „die Jungtiere sind zehn Zentimeter lang kosten fünf bis zehn Euro das Stück. So sechs, sieben wären in einem Teich Ihrer Größe auszusetzen.“ Macht noch mal 60 Euro.

Der Nabu wiederum rät, auf Fische ganz zu verzichten, da sie „für eine Artenverarmung am Teich sorgen“. Molche beispielsweise würden nur an fischfreien Gewässern laichen. Besser sei, ein flachtümpeliges Biotop zu kreieren, das im Sommer auch trockenfallen dürfe, was Insekten und Schnecken problemlos überleben würden. „Eingepferchte Fische sind längst nicht so spannend wie Kaulquappen im Wasser, Ruderwarzen an der Oberfläche, Libellen in der Luft und Gelbbrandkäfer am Ufer bei ihrer ewigen Jagd zu beobachten“, meinen die Naturschützer.

Entscheidet man sich doch für Fische, muss noch eine Reinigungskolonne engagiert werden. Denn Koi putzen ihr Zuhause nicht und kümmern sich auch nicht um Putzhilfen in den Tiefen ihres Daseins. Das Problem löst eine Durchlauffilterpumpe. Sie kostet für die beschriebene Teichgröße 279 Euro. In den Schwämmen ihres Innenlebens richten sich Bakterien häuslich ein und klären das an ihnen vorbeigesaugte Wasser.

Und wer verhindern will, dass Reiher und Killer auf Samtpfoten die lieb gewonnenen Fische wegfressen oder Igel hilflos ins Wasser plumpsen, der muss den Teich zunetzen, was aber nicht so toll aussieht, oder einzäunen. Kostet uns in der Drahtvariante etwa 80 Euro. Wir entscheiden uns aber richtig toll öko für die Wasserspritzpistole. Einfach per Schlauch an die Wasserleitung angeschlossen und mit einer Batterie zum Leben erweckt, registriert das Gerät per Bewegungssensor jedwedes herannahendes Getier und verjagt es mit einem Strahl kühlen Nass‘. Funktioniert auch bei Kindern. Und hat den prima Nebeneffekt: Der Rasen wird gleich mitgesprengt. Kosten: 70 Euro.

Der Nabu Bremen, Vahrer Feldweg 185, bietet kostenlose Teichberatung vor Ort an. Kontakt: ☎0421/45 82 83 64 oder info@nabu-bremen.de

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