: Selbst der meteorologische Dienst versagte
RusslandAm 9. Mai begeht das Land den wichtigsten Feiertag des Jahres, den Sieg über den Faschismus
Schuld waren die Geschwader des meteorologischen Dienstes, der versprochen hatte, den Himmel aufzuklären. 500 Millionen Rubel erhalten die Meteorologen im Jahr für den Bereitschaftsdienst. Am Morgen war indes schon klar, dass sie nichts ausrichten konnten. Für den Kreml eine Niederlage. Taktisch wie strategisch. Weder gelang es, den Winter zu verjagen noch die Natur zu besiegen. Diktator Josef Stalin hatte sich nie eine vergleichbare Blöße gegeben. Der Generalissimus hätte immer für Sonnenschein gesorgt, schmunzelte ein älterer Teilnehmer. Eine jüngere Umfrage des Lewada-Instituts hatte ermittelt, dass Themen wie Geschichte und Patriotismus drei Jahre nach der Annexion der Krim an Zugkraft verlören. Auch die ältere Generation zeigt Ermüdungserscheinungen.
Ein Novum aus russischen Waffenschmieden stellte die für solche Witterungsverhältnisse geschaffene „arktische Technik“ dar, die Moskau über den Roten Platz auf Jungfernfahrt schickte. Schnittige, blitzendweiße Raketenträger TOR-M2DT, mit dem Schneeleopard an der Stirn als Maskottchen, und eine Generation neuer Panzer, die sich durch extreme Geländetauglichkeit auszeichnen soll.
Die Luftwaffe blieb bei Sichtweite von 150 Metern unterdessen am Boden. Vor allem Piloten aus dem Syrienkrieg sollten zum Einsatz kommen. Die waren auf die Wetterverhältnisse in der Heimat scheinbar nicht richtig vorbereitet.
Nicht ganz so glatt verlief auch die Feier in St. Petersburg. Dort schien zwar die Sonne und die Luftwaffe konnte aufsteigen. Stattdessen tauchten aber mehrere Schiffe nicht auf, die für die Parade fest eingeplant waren. „Mit Auftrag unterwegs“, teilte die russische Ostsee-Flotte lediglich mit. Die Boote sind dem US-Zerstörer Carney auf der Spur, der zurzeit vor den Küsten Lettlands und Polens kreuzt. Klaus-Helge Donath
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