Berliner Szenen: Sushi am Sonntag
Glückstag
Es ist Sonntag, der Kühlschrank ist leer, der Imbiss um die Ecke meines Hauses, bei dem ich Couscous kaufen wollte, geschlossen.
Meine Tochter ruft: „Sushi!“ Ich sage: „Das ist zu teuer“, und gebe dann doch nach. Da, wo wir wohnen, gibt es neben dem Imbiss nur eine Tankstelle und damit keine andere Möglichkeit, schnell an Essen zu kommen, außer es zu bestellen.
Ich gehe mein Bargeld durch: zehn Euro, genau die Mindestbestellsumme, eigentlich nicht ausreichend, um satt zu werden, und doch schon weit über meinem Budget.
Meine Tochter sieht sich auf dem Bildschirm das Menü an und ruft: „Lachs! Avocado! Ei! Und Thunfisch!“ Ich stöhne. Ich werde mit einer Scheibe Brot vorliebnehmen müssen.
Nach einer Stunde klingelt es. Der circa 25-Jährige vom Lieferdienst streckt mir eine Tüte entgegen. Während ich ihm meine Münzen in die Hand lege, stürmen meine Tochter und mein Hund zur Tür. „Bist du mein Papa?“, ruft meine Tochter, die jede Minute die Rückkehr ihres Vaters erwartet.
Der Mann vom Lieferservice sieht sie irritiert an, betrachtet mich von oben bis unten, drückt ihr eine weitere Tüte in die Hand und sagt: „Nicht, dass ich wüsste.“ Ich erwidere: „Also ich wüsste davon“, beuge mich zu meiner Tochter runter und sage: „Du weißt doch, wer dein Papa ist.“
In der Küche packe ich die erste Tüte Sushi aus. Darin: alles, was ich bestellt habe. Darauf: der Zettel mit der Bestellsumme. Dann betrachte ich die zweite Tüte: Darauf: beinahe das Gleiche, was ich bestellt habe, nur in doppelter Menge. Bestellsumme: 25 Euro.
Ich überlege kurz, dann rufe ich das Sushirestaurant an. Die Frau am anderen Ende der Leitung sagt: „Hat der Lieferer nicht aufgepasst – können Sie behalten.“ Eva-Lena Lörzer
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