Anschlag in Manchester

22 Tote, 119 Verletzte, viele davon Kinder: Das sind die Folgen eines Selbstmordattentats bei einem Popkonzert im britischen Manchester

Portrait
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Verschiebt nach dem Anschlag ihre Tour: Ariana Grande Foto: ap

Eine gefährliche Frau und Häsin

Für manche gilt sie wegen ihrer wuchtigen Stimme als die Ablöse der R&B-Ikone Mariah Carey – die wiederum behauptet, keinen blassen Schimmer zu haben, wer diese ominöse Ariana Grande sein soll. Andere belächeln und unterschätzen sie als Teenie-Entertainerin. Einig sind sich die meisten von ihnen: Ariana Grande hat sich längst vom Newcomerinnen-Status weg zum Popstar etabliert.

Die 1993 in Florida geborene Schauspielerin und Sängerin startete ihre Karriere mit 15 am Broadway. Ab 2009 spielte sie die Rolle der Cat Valentine in der Serie „Victorious“ sowie beim späteren Spin-off „Sam & Cat“ auf dem Jugendsender Nickelodeon. Nachdem sie mit Songcovern auf YouTube hohe Klickzahlen generierte, verkündete Grande 2011 ihren Plattenvertrag auf dem Major-Label Universal. Dort veröffentlichte sie 2013 ihr Debütalbum „Yours Truly“ und die beiden Nachfolger „My Everything“ (2014) und „Dangerous Woman“ (2016).

Wer Grande aufgrund ihres jungen Publikums kleinredet, liegt nicht erst seit dem Anschlag auf Besucher_innen ihres Konzerts in Manchester falsch. Sie bewegt sich in der Querschnittstelle aus Pop, R&B und HipHop und arbeitet etwa mit The Weeknd, Jessie J oder Nicki Minaj. Letztere färbt mit ihrem Image als ermächtigte Rapperin ab, die in ihrer Musik selbstbestimmt ihre Sexualität verhandelt. Das verleiht Grande Facetten: Sie macht einerseits den Soundtrack für den DreamWorks-Film „Trolls“, andererseits thematisiert sie ohne Angst vor Tabubrüchen Sex. Das muss keinen Widerspruch darstellen, denn ein gutes Vorbild für junge Menschen sollte emanzipiert und mutig sein. Die gefährliche Frau, nach der ihre aktuelle Platte „Dangerous Woman“ benannt ist, ist sie selbst.

So hat Grande kein Problem damit, auf sexistische Interview­fragen zu kontern. Sie spricht sich aus für eine gleichberechtigte Berichterstattung von Künst­ler_innen – fernab von Gender-Klischees. Diese Forderungen formuliert sie nicht nur in Interviews, sondern auch auf ihren Social-Media-Kanälen.

Wie ihre Kollegin Minaj bringt sie ihre Vielschichtigkeit mithilfe eines Alter Egos zum Ausdruck. Mit einer Hasenmaske aus Latex inszeniert sie sich als „Super Bunny“, einer Figur, die die Kontrolle über ihren Körper hat. Ihr Kostüm impliziert zwar sowohl etwas Niedliches als auch Sexuelles. Doch zugleich ist sie furchtlos und unterwirft sich niemandem.

Hengameh Yaghoobifarah