LESERINNENBRIEFE

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Personelle Folgen

betr.: „Bewusstsein für digitale Angriffe nimmt zu“, taz vom 13. 4. 17

Im Artikel werden wichtige Aspekte, die erst zur strafrechtlichen Verfolgung von IT-Kriminalität führen – oder auch nicht –, leider nicht genannt: In den Unternehmen sind die IT und die Kommunikationstechnologie mittlerweile komplett verbunden und dementsprechend komplex; sie werden immer schwerer beherrschbar und immer teurer. Selbiges gilt für die IT-Sicherheit, die ja im wirtschaftlichen Gesamtrahmen vertreten werden muss. Ein gelungener „Einbruch“ führt daher bei Vorständen und Geschäftsführungen schnell zu Haftungsfragen. „Tun oder unterlassen?“ Und dies gegebenenfalls mit personellen Folgen. Und wer will die schon? WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Todesstrafe als Stabilitätsfaktor?

betr.: „Der Neffe in der Todeszelle“, taz vom 11. 4. 17

Der Artikel weist auf das Schicksal Ali al-Nimrs hin. Seit fünf Jahren im Gefängnis und jederzeit in Erwartung der Ausübung der verhängten Todesstrafe. Das Vergehen: Teilnahme an einer Demonstration im Alter von gerade mal 17 Jahren! Die Art der Strafe: Enthauptung und anschließende Kreuzigung und Zurschaustellung. Dies alles in Saudi-Arabien, einem Verbündeten des Westens. Das Land kauft hier Waffen in großem Ausmaß ein, wobei seitens der Bundesrepublik die Augen hinsichtlich der eigenen Rüstungsexportkriterien fest zugedrückt werden. Begründung: Das Land sei ein Stabilitätsfaktor im Nahen Osten. Es ist immer eine Frage der Sichtweise: Im Jemen zum Beispiel wird alles zerbombt – Krankenhäuser, Schulen, die Infrastruktur. Wenn sich nichts mehr rührt, ist der Faktor Stabilität wahrlich gesichert. LUTZ WIESENDT, Tübingen

Graswurzeln für die Opposition

betr.: „Was ist los, Almancılar?“, taz vom 18. 4. 17

Ich lebe in einem Bundesland, in dem es jahrelang keine Zentrale für politische Bildung gab. Aber auch bundesweit fehlen Strukturen, die politische Bildung niedrigschwellig für alle Einwanderer und deren Nachfahren und für die Alteingesessenen als wichtige gesellschaftliche Aufgabe zur Stabilisierung und zum Aufbau demokratischer Strukturen in der Bundesrepublik und den Herkunftsländern stützen. Es fehlte auch eine starke Graswurzelbewegung der Opposition in Europa, die auch die aus der Türkei ausgewanderten Nichtwähler und Nichtwählerinnen und deren Nachfahren erreichen konnte, um das Ja zum Referendum abzuwehren. Bei Protest-, Wut- und Nichtwählern aller Herkunftsländer sowie der Alteingesessenen sollte wirklich differenziert nachgefragt werden, welche Unzufriedenheiten welcher Lösungen bedürfen. Angesichts der Herausforderungen, den Ressourcen- und Energieverbrauch hierzulande zu halbieren, um das Klima und die Erde spürbar zu schützen, halte ich ein friedliches Miteinander für eine Grundvoraussetzung, und dieses sollte auch in der Türkei und in anderen krisengeschüttelten Ländern gestiftet werden. SUSANNE HELLMANN, Hannover

Schwule sind die neue taz-Norm?

betr.: „Wie Rotlichtbars mit Samtvorhängen“, taz vom 18. 4. 17

Achtung, Ironie: Herzliche Glückwünsche zu dieser Berichterstattung. Super, jetzt wissen wir: dass Lesben* und queere* Menschen unter schwul subsumiert werden. Schwule Männer die Norm sind, der Rest die Abweichung. Queere* Menschen, Lesben* etc. dankbar sein können, wenn sie mit gemeint werden und überhaupt Erwähnung finden. Achtung, keine Ironie: Von der taz erwarte ich anderes und bin, gelinde ausgedrückt, erstaunt.

PETRA KRÜGER, Tübingen

Verzicht auf nukleare Aufrüstung

betr.: „Osterbotschaften von links: 90 Aktionen für den Frieden“, taz vom 18. 4. 17

Schade, dass der Artikel zwei Absätze auf die auch bei Wikipedia nachzulesende Geschichte der Ostermärsche verschwendet und Triviales wie das Wetter nicht auslässt. Dann folgen ganze zwei Sätze zu den Forderungen. Zumindest ein aktueller Schwerpunkt fehlt dabei: die Aufforderung an die Bundesregierung, sich an den Ende März begonnenen UN-Verhandlungen zu einem Atomwaffenverbot zu beteiligen. Diese können der atomaren Abrüstung große Impulse geben. Meiner Meinung nach muss dies auch der Weg zur Lösung der Konflikte mit Nordkorea sein: Angebot substanzieller Abrüstung von Atommächten gegen Verzicht auf nukleare Aufrüstung. JOHANNES WOLLBOLD, Erfurt

Das Lobby-Geld der WHO

betr.: „Schrecklicheres verhindert“, taz vom 18. 4. 17

Warum sind Europa und die UNO nicht in der Lage, den Menschen in ihren angestammten Ländern zu helfen und ihre politische und wirtschaftliche Situation zu verbessern? Sind wir uns eigentlich alle darüber im Klaren, dass die World Health Organization (WHO) zu einem enorm hohen Prozentsatz von Bill Gates gesponsert wird? Der Rest: pharmazeutische Firmen, Waffen produzierende Unternehmen, Unternehmen, die Chemikalien herstellen, die auch zur Giftgasherstellung dienen und – die Atomwaffenlobby. Die WHO ist eine mächtige Instanz und Lobby mit sehr viel Einfluss – und tut im Endeffekt nichts, um den Menschen die Hilfe zu bringen, die sie wirklich bräuchten. Ein Wolf im Schafspelz und eine Scheinfirma wie diese Briefkastenfirmen der freien Wirtschaft. CLAUDIA GROSSKLAUS, Hattingen