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Guillermo del Toros grandiose ZeichentrickserieEin Fleischbeutelunter Trollen

Die Couchreporter Heute: Andreas Hergeth

Meine letzte Trickfilmserie hab ich vor ein paar Jahren gesehen. „Drawn together“ war für Erwachsene gemacht, drei Staffeln von 2004 bis 2007. Zeichentrickstars leben in einer WG und werden von Kameras rund um die Uhr beobachtet – eine Big-Brother-Show der besonderen Art: bitterböse, absurd lustig, queer – und alles, nur nicht politisch korrekt. Eine coole Persiflage auf irgendwie alles. Danach konnte ich keine andere Zeichentrickserie mehr schauen (sorry, auch die „Simpsons“ nicht).

Aber jetzt hat komischerweise der Algorithmus meines Streaming-Anbieters eine Übereinstimmung von 96 Prozent ergeben – für eine neue Zeichentrickserie. Dabei hab ich bei Netflix noch keine einzige geschaut. Doch ein Klick weiter war alles klar: Die empfohlene Serie stammt von Guillermo del Toro, dem Meister der Dark Fantasy.

Die Serie „Trollhunters“ basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Guillermo del Toro. Der Verlag Heyne fliegt empfiehlt es ab 12 Jahren und auch die Serie sei „kindgerecht“, so Netflix. Doch ist sie dann auch was für Erwachsene, die Guillermo del Toro toll finden? Ist sie. Die Gratwanderung gelingt. Nicht zu schrecklich. Nicht zu sanft. Aber echt genial. Wobei: Für ganz Kleine ist das nichts, zehn oder so sollte man schon sein.

In „Trollhunters“ brechen eines schönen Tages Trolle in die Welt der Fleischbeutel – also uns Menschen – ein. Del Toro kleckert nicht, er klotzt. Gleich in der ersten Folge gibt es einen sehenswerten Kampf Gut gegen Böse; also: Troll gegen Troll. Weil der „Trollhunter“ am Ende stirbt – Sonnenlicht lässt ihn zu Stein erstarren –, brauchen die Trolle einen neuen Beschützer. Den zu finden, erledigt ein Amulett. Es wählt nach Gefühl und zum ersten Mal einen Menschen aus, den 15-jährigen Jim.

Die Trollwelt steht kopf. Das muss ein Fehler sein. Noch nie hat ein Mensch für die Sicherheit der Welt der Trolle sorgen, also kämpfen müssen – und damit auch für die Welt der Menschen. Denn es geht ums Gleichgewicht. Das droht zu kippen, zugunsten der Bösen. Und die sind bei Guillermo del Toro immer richtig gemein und sehen auch so aus: wie der Hölle entstiegen mit ihren rot glühenden Augen, riesigen Hörnern, wuchtigen Körpern. Del Toro zitiert sich hier selbst und baut Reminiszenzen an Filme wie „Star Wars“ ein.

Der schmächtige Jim wächst wie zu erwarten (und ohne zu viel zu verraten) in seine Rolle hinein. Sein dicker Freund Toby ist ihm eine große Stütze und später auch Claire, das schönste Mädchen der Schule (so viel Konvention muss sein). Und zwei Trolle, der clevere Blinky und der gutmütige AAARRRGGHH!!!, der liebend gern Stinkesocken frisst und alles falsch versteht. Blinky sagt „substanziell“ und AAARRRGGHH!!! hört nur „Suppenteller“ und so weiter … Da haben alle was zu lachen.

Dabei verhandelt die Serie vor allem so schwierige Themen wie Einsamkeit und Verlust, Trauer und Tod, natürlich auch Freundschaft und Liebe. Ihr Schöpfer Guillermo del Toro drückt aufs Tempo, er haut dem Zuschauer rasante Action, wendungsreiche Dramatik und Tausende Einfälle um die Ohren. Das macht Spaß und gefällt Erwachsenen wie Jugendlichen. Ein Alleinstellungsmerkmal. Die erste Staffel war dann auch so erfolgreich, dass Netflix gleich eine zweite bestellt hat.

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