taz.salon: Wie umgehen mit der Kolonialgeschichte?
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Foto: Miguel Ferraz

Das lange Schweigen des Senats

„Ich war schockiert“, sagte der Herero-Aktivist Israel Kaunatjike (m.) im taz.salon. Schockiert, zu sehen, dass Hamburg den Kolonialverbrecher Lothar von Trotha bis heute ehrt, indem ein Studentenwohnheim der Bundeswehr-Uni nach dem Generalleutnant heißt, der einst im damaligen Deutsch-Südwestafrika die Vernichtung des Herero-Volkes befohlen hatte. Nachfahren der Opfer dieses ersten deutschen Völkermordes hatten an Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) geschrieben und die Umbenennung des Hauses und weiterer Orte verlangt. Antwort haben sie nicht bekommen.

Der Senat sah sich auch nicht in der Lage, zum taz.salon einen Diskutanten zu schicken. Man fühle sich „gut vertreten“ durch den Historiker Jürgen Zimmerer (r.). Zimmerer sagte, bei der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit stehe Hamburg noch ganz am Anfang. „Wir müssen die Kolonialverbrecher erst mal als Verbrecher identifizieren.“ In vielen Unternehmen werde dadurch aber „der Markenname Hamburg in Gefahr gesehen“. Gleichwohl läuft die Finanzierung seiner Forschungsstelle „Hamburgs koloniales Erbe“ im kommenden Jahr aus. Die Künstlerin Hannimari Jokinen vom Arbeitskreis Hamburg Postkolonial (l.) verlangte, dass bei einer Aufarbeitung des kolonialen Erbes die Gremien der Schwarzen und afrikanischen Menschen und People of Color einbezogen werden müssten, wie in Berlin. In Bremen wurden sie von der Stadtverwaltung zur Anhörung eingeladen. Hamburg sei in der Pflicht, auch bei der Präsentation des Weltkulturerbes Speicherstadt und Kontorhausviertel „die ganze Geschichte zu erzählen“.

Nächster taz.salon: „Das ist ja wohl der Gipfel: Pause für Bürgerrechte?“ am 16. Mai um 19.30 Uhr, Kulturhaus III&70, Schulterblatt 73