LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Strukturelle Beihilfe zum Mord

betr.: „Mit Terror Geld machen“, taz vom 22. 4. 17

Natürlich ist der Mordanschlag auf die BVB-Profis besonders perfide und widerwärtig, aber keinesfalls neu. Die Prominenz der Opfer rückt Motive und Prinzipien von zugrundeliegenden Finanztransaktionen in den Fokus: Individuelle Habgier und das ungeheuerliche kapitalistische Prinzip: „Je mehr Tote, desto höher der Gewinn“ oder umgekehrt formuliert: „Je höher der Gewinn, desto größer die Zahl der Toten.“

Die Fußballer haben noch einmal Glück gehabt. Weniger Glück haben beispielsweise Millionen anonymer Menschen in Afrika, die an Hunger sterben müssen, weil sie sich wegen der Spekulationen auf Grundnahrungsmittel selbige nicht mehr leisten können. Die Börse als strukturelle Beihilfe zum Mord? In unserer Vorzeigedemokratie? Ganz legal. Tagein, tagaus. Mord aus Habgier! HELMUT MALMES, Stolberg

Erschrocken und entsetzt

betr.: „Basteln am Tabu“, taz vom 12. 4. 17

Wir sind erschrocken und entsetzt über die Verschleppung und Verhaftung von Stella Nyanzi und Gertrude Uwitware in Uganda, nur weil sie kostenlose Binden gefordert haben. Vielen Dank für die erhellende Berichterstattung zum Thema „Menstruation und Schulbesuch“ in Uganda.

Wir – eine kleine NGO mit Sitz in Berlin und Osterby (Schleswig-Holstein) – sind eher zufällig auf das Thema gestoßen. Seit 2012 arbeiten wir in unserem Verein GinCo (Growth in Cooperation) als gleichberechtigtes Mitglied eines Zusammenschlusses von fünf Teams intensiv an der Realisierung einer gemeinsamen Vision. Wir unterstützen kenianische Mädchen beim Schulbesuch und ermöglichen ihnen einen Schulabschluss. Ein vorrangiges Thema ist dabei – wie in dem Artikel treffend geschildert – der Schulbesuch während der Menstruation. Unser deutsches Team finanziert daher auch den Menstruationsschutz. Die Teams in Kenia entscheiden, ob sie Binden oder Menstruationstassen kaufen oder Binden in eigenen kleinen Betrieben herstellen wollen.

Wir werden das Schicksal von Stella Nyanzi und Gertrude Uwitware verfolgen und die Berichte an unsere kenianischen Freunde weitergeben. JOHANNA JOHANNSEN, Gelting

Forschung zu friedlichen Zwecken

betr.: „Protest gegen alternative Fakten“, taz vom 21. 4. 17

Schade, dass die Frage, „wozu“ wissenschaftliche Erkenntnisse angewendet werden, im Hintergrund bleibt. Daher erinnere ich an die „Zivilklausel“-Bewegung. Eine Reihe von Unis haben bereits eine Zivilklausel in ihren Satzungen festgeschrieben. Damit verpflichten sie sich, nur Forschung zu betreiben, die friedlichen Zwecken dient. Da alle Wissenschaft ausschließlich humanen Zwecken dienen sollte, ist das keine Beschränkung wissenschaftlicher Freiheit. URSULA WÖLL, Wetzlar

Konstanter Dieselverbrauch

betr.: „Nach dem Betrug kommt der Selbstbetrug“, taz v. 21. 4. 17

„Wir alle“ sind nicht so dumm, nur „ahnen“ zu können, wie viel unser Auto verbraucht: Bei jedem Tanken Füllmenge und Tachostand aufschreiben und, hilf Himmel, Differenz bilden und dividieren. Ich habe das 50 Jahre gemacht, mit 4 Benzinern und einem Diesel. Der Verbrauch jedes Benziners ist im Laufe der Jahre gestiegen, zuletzt auf 12,3 Liter. Dann haben wir einen Peugeot 206 Eco Diesel gekauft: Der Verbrauch blieb 16 Jahre konstant, meistens deutlich unter 5 Litern. Dass dieser Verbrauch höher ist, als in den Verkaufsprospekten angegeben, ist bei Benzinern ebenso und allen Autofahrern bekannt. Und Ihre Idee, dass beim Diesel überraschend (!) viel mehr Kohlendioxid ausgespuckt wird, ist völlig unmöglich: Mehr Kohlenstoff als in dem Sprit drin ist, kann nicht oxidiert werden (ein Teil wird sogar noch zu Feinstaub) und deshalb sind die beliebten Monster-Pkws schädlicher als kleine Autos (auch bei Euro-6-Plakette für die Monster). HERMANN KARCHER, Sankt Augustin

Was macht Habeck denn falsch?

betr.: „Habeck im Watt“, Leserinbrief vom 13./14. 4. 17

Es ist bemerkenswert, wenn Frau Katrin Johansen dem taz-Autor Sven-Michael Veit vorwirft, dass er offenbar den Schleswig-Holsteinischen Umweltminister Robert Habeck mag. Dem Autor wirft sie Unsachlichkeit vor und dem Grünen-Minister, dass er „nichts bewegt“ habe, dass er „eitel“ sei, eine „Männerfreundschaft“ zu Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) pflege und dass ihn Daniel Günther (CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender) sowie Wolfgang Kubicki (Spitzenpolitiker in SH) „total nett“ finden. Verächtlich zieht Frau Johansen über den Schriftsteller Robert Habeck her, der als „Schauspieler“ nur die „Rolle“ eines Politikers einnehme.

Nur: Was hat Habeck denn so schlecht oder falsch gemacht? Der taz-Autor Veit hat Fakten gebracht: Naturschutz, Nationalparkschutz, Landwirtschaftspolitik usw. Oder ist es etwas Schlechtes, wenn Robert Habeck neben den Umweltverbänden sich zu einem gut Teil auch den Respekt des Vorsitzenden des Bauernverbandes, Werner Schwarz, und der Fischereivertreter erworben hat? Sie hat eigentlich nur die Mitregierungspartei SSW vergessen. Frau Johansen bringt nichts! Nicht einmal „Windkraft-Argumente“. Es ist interessant zu wissen, dass sie „nicht mehr“ die Grünen wählt. Jetzt möchte ich nach dem polemischen Leserbrief auch ein wenig polemisch werden: Wann und/oder wo hat Herr Habeck denn Frau Johansen „getroffen“ oder vielleicht gar „abblitzen“ lassen? NORBERT JOBMANN, Ahrensburg