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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Das Theater, das stand bekanntlich am Anfang der europäischen Demokratie: als Kunstform, in der sich schon die Bewohner der griechischen Polis wiedererkannten. Inzwischen, also circa dreitausend Jahre später, knirscht es in der Demokratie. Und das Theater macht sich Sorgen. Überall raunt und seufzt es aus den Spielplänen. Auch beim Festival in der Schaubühne: „Die europäischen und westlichen Demokratien befinden sich in einem einschneidenden Umbruchprozess: Staatspleiten, stärkerer Einfluss von Wirtschaftsinteressen und Lobbyismus auf politische Entscheidungen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Arbeitslosigkeit, Terrorismus, knappe Ressourcen, zurückkehrender Nationalismus und Rechtspopulismus bedrohen sozialen Frieden, Solidarität und offene Grenzen“, moderiert sie ihr jährliches Festival Internationaler Dramatik „F.I.N.D.“ an, das am 30. März beginnt und bis zum 9. April Produktionen zeigt, die sich im Resonanzraum von Demokratie und Tragödie bewegen. Eine europäische Spitzen­tragödin ist zum Beispiel die spanische Extremperformerin Angelica Liddell, deren Stück „Toter Hund in der chemischen Reinigung: die Starken“ das Festival eröffnet und in eine dystopische Zukunft führt (Schaubühne, 30. 3.–9. 4., alle Infos: www.schaubuehne.de).

Bei Untergangsangst wird schnell auch die Schuldfrage gestellt. Schauen wir also auf den Spielplan des Theaters unterm Dach, wo die Gruppe „Mann aus Ost“ eine Garagenoper mit der Überschrift „Schuld und Bühne“ auf die Bühne bringt. Es geht um Fragen der Religion, die sich ja in Schuldfragen zuständig weiß. Hier fragt sich eine junge Generation, ob sie wirklich so unpolitisch und ins Private zurückgezogen ist, wie es immer heißt (Theater unterm Dach: „Schuld und Bühne“, 31. 3., 1. 4. & 2. 4., jeweils 20 Uhr).

Im Ballhaus Ost sind inzwischen fünf Folgen der Theater-Games „Monypolo“ von Prinzip Gonzo herausgekommen. Prinzip Gonzo ist ein Performance-Kollektiv, das interaktive Spielformate entwickelt. „Monypolo“ untersucht unser kapitalistisches Wirtschaftssystem: wir können Firmen gründen, Geschäfte machen, Mitarbeiter feuern und an die Börse gehen, Verlierer oder Sieger sein. Auf diesem Weg können wir als Zuschauer (die zu Mitspielern und damit auch zu Kollaborateuren werden) gleich einmal Bekanntschaft mit unserem inneren Schweinehund machen, ohne den der Kapitalismus nicht funktionieren würde. Nix im Zuschauerraum sitzen und andere auf der Bühne die Bösen sein lassen. Die Bösen, das sind wir selber! Am 2. April kann man an einem Tag sämtliche Folgen spielen (Ballhaus Ost: „Monypolo“, Folge 1–5., 2. 4. ab 14 Uhr).

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