: Perlmuttknöpfe und Pinochet
RomerotageIm Hamburger Metropolis läuft eine Reihe mit Filmen über Chile, Kuba und Mexiko – in Gedenken an den ermordeten Erzbischof Romero
Die Romerotage werden in Hamburg seit vielen Jahren von kirchlichen und politischen Organisationen der Stadt veranstaltet. Zum Gedenken an den Erzbischof von San Salvador, Oscar A. Romero, der am 24. März 1980 auf Befehl der Machthaber seines Landes ermordet wurde, werden Gottesdienste, Konzerte, Lesungen und Vorträge über die politischen Entwicklungen in Lateinamerika organisiert. Das Kommunalkino Metropolis stellt jedes Jahr ein kleines Programm zusammen und zeigt politische Filme aus Südamerika und über dortige Probleme.
Heute Abend läuft um 19 Uhr die Musikdokumentation „El Viaje – die Reise“. Der Regisseur Nahuél Lopez folgt dem Bassisten der Punkrock-Band „Die Ärzte“, Rodrigo Gonzalez, dessen Eltern in Chile vom Pinochet-Regime verfolgt wurden und nach Hamburg emigierten, auf einer Reise in sein Geburtsland, das er als Sechsjähriger verlassen musste.
Am nächsten Montag wird der deutsche Spielfilm „Meister des Todes“ des Grimmepreis-Trägers Daniel Harrich gezeigt. Darin spielt Axel Milberg einen Vertreter der Waffenfabrik Heckler und Koch, der in Mexiko Gewehre verkaufen soll. Doch als er Zeuge wird, wie mit solch einer Waffe Jugendliche bei einer Studentendemonstration erschossen werden, stürzt ihn das in eine moralische Krise. Er wird zum Whistleblower und verliert schließlich seine bürgerliche Existenz.
Am kommenden Mittwoch steht das kubanische Sozialdrama „Conducta – Wir werden sein wie Che“ auf dem Programm, mit dem der kubanische Regisseur Ernesto Daranas im Jahr 2014 testete, wie viel Kritik inzwischen bei einem in Kuba produzierten Film möglich ist. Es ist die Geschichte einer engagierten Lehrerin, die ihre eigenen liberalen und sozialen Prinzipien entwickelt hat und an ihrer eigenwilligen Pädagogik gegen die Widerstände des Systems festhält. Als sie einem elfjährigen Schüler hilft, der von der Schulleitung in ein Heim gesteckt werden soll, wird dies zur Nagelprobe für die Lehrerin.
In „El Botón de Nácar – Der Perlmuttknopf“ (10.4.) verbindet der chilenische Filmemacher Patricio Guzman in einer persönlich assoziativen und filmisch originellen Art und Weise die Ausrottung der indigenen Völker Patagoniens mit den Morden des Pinochet-Regimes, deren Opfer ins Meer geworfen wurden. Auf dem Meeresgrund fand Guzman einen Perlmuttknopf, der für ihn alles ist, was an diese namenlosen Toten erinnert. Ein zweiter Perlmuttknopf wurde 1830 einem jungen Bewohner Feuerlands dafür gegeben, dass er britischen Forschern nach England folgte. Diese nannten ihn deshalb Jemmy Button und berühmt wurde er, weil er auf Charles Darwins Fahrt mit der „Beagle“ zurück nach Feuerland gebracht und deshalb in dessen Reisebericht erwähnt wurde. HIP
Filmreihe Romerotage 2017: Metropolis, Kleine Theaterstraße 10, alle Filme metropoliskino.de
Alle Veranstaltungen: www.romerotage.de
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