: Der Kampf gegen die Ampel
BUNDESTAGSWAHLDie Linke nominiert ihre Kandidaten und positioniert sich als Gegenpol zur AfD. Doch der Traum von R2G könnte auch bei einem gutem Ergebnis scheitern
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von Erik Peter
Auf der Bühne der Vertreterversammlung der Berliner Linken am Samstag in Adlershof blinkte eine Ampel. Eigentlich dafür vorgesehen, RednerInnen dezent auf das Ende ihrer Redezeit hinzuweisen, konnte sie auch als mahnendes Symbol für das gelesen werden, was nach der kommenden Bundestagswahl drohen könnte, selbst wenn Die Linke gut abschneidet. Pünktlich zum Wochenende hatte der Spiegel eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP zur favorisierten Option der drei Parteien erklärt.
Die Linke schielt dagegen auf die Erstauflage des Berliner Modells R2G auf Bundesebene, auch wenn das kaum einer der Delegierten erwähnte. Stattdessen positionierte sich die Partei als Gegenpol zur AfD. Als ihre Spitzenkandidatin wählten die 149 Delegierten mit 83,9 Prozent der Stimmen erstmals die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau. Die 53-Jährige, die bereits fünfmal – davon viermal in Marzahn-Hellersdorf – als direkt gewählte Abgeordnete in den Bundestag einzog, machte dann auch deutlich: „Die Linke ist die Alternative – nicht nur für Deutschland.“
Die Vorschläge des Landesvorstands blieb auch auf den Plätzen zwei bis vier unangetastet. Ohne Gegenkandidaten wählten die Delegierten den Pankower Außenpolitiker Stefan Liebig, die Lichtenberger Vorsitzende des Bundestags-Haushaltsausschusses Gesine Lötsch und Pascal Meiser, Vorsitzender des Kreisverbandes in Friedrichshain-Kreuzberg, auf die Plätze.
Den Wahlbezirk, auf den zuletzt Hans-Christian Ströbele (Grüne) ein Abo hatte, will der 42-jährige Meister für Die Linke direkt gewinnen. „Wir werden alles dafür tun, dass auch künftig eine linke, unbequeme Stimme diesen Wahlkreis vertritt“, sagte er. Die Chancen für die Partei stehen nicht schlecht: 2013 lag die Linke beim Anteil der Zweitstimmen bereits vorne. Und ob sich der „Ströbele-Effekt“ auf seine Nachfolgerin Canan Bayram übertragen lässt, muss sich erst zeigen.
Spannend wurde es beim fünften Listenplatz, der als letzter höchstwahrscheinlich zum Einzug reichen wird. Die nach einer Posse um ihren akademischen Lebenslauf bei der Wahl zur Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg gescheiterte Evrim Sommer, musste sich der Gegenkandidatur der Neuköllner Spitzenkandidatin Judith Benda erwehren. Letztlich entschieden sich 51 Prozent für Sommer, die momentan als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Thüringer Linksfraktion tätig ist.
Die Linke hofft nun, mit einem Wahlkampf für soziale Gerechtigkeit, Frieden und gegen Rassismus ihr Ergebnis von 2013 zu wiederholen. Damals holte die Partei 18,5 Prozent der Stimmen in Berlin. In aktuellen Umfragen liegt sie bei 15 Prozent. Ebenso verteidigen will die Partei ihre Direktmandate in den vier Ostbezirken. Während Pau, Lötsch und Liebig über die Liste abgesichert sind, hat Gregor Gysi darauf verzichtet – doch er wird in Treptow-Köpenick kaum zu schlagen sein. Gysis Traum, Die Linke in eine Regierung zu führen, könnte dennoch scheitern. An einer Ampel zum Beispiel.
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