heute in hamburg: „Aus Libyen raushalten“
Krieg und Flucht Salah Zater hört nicht auf, von Frieden in seiner gespaltenen Heimat zu träumen
31, libyscher TV-Journalist, kam 2015 mithilfe der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte nach Deutschland.
taz: Herr Zater, leben Sie in Deutschland in Frieden?
Salah Zater: Deutschland ist ein sicheres Land, aber ich lebe nicht in Frieden. Ich komme aus einem Bürgerkriegsland. In Libyen und anderen Ländern leiden Menschen immer noch unter Kriegen. Ich lebe erst in Frieden, wenn alle das tun, denn jeder Mensch hat das Recht auf Frieden.
Sie moderieren eine Podiumsdiskussion zum Thema Frieden. Muss nicht erst über Krieg gesprochen werden, bevor über Frieden nachgedacht werden kann?
Wir müssen natürlich immer erst über die Gründe für ein Problem sprechen, um eine Lösung zu finden. Um Kriege zu beenden, ist es wichtig herauszufinden, wer in welchen Ländern beteiligt und verantwortlich ist. Das wird auch Thema sein.
Können Kriege denn auch Frieden schaffen?
Nein, das sieht man zum Beispiel in Libyen. Die Nato hat gesagt, sie würde Frieden bringen. Aber sie hat das Land und ein relativ stabiles System nur noch mehr zerstört. Als Libyer weiß ich heute: Es hat mehr geholfen, dass wir damals auf die Straße gegangen sind, um gegen die Diktatur zu demonstrieren.
Was wäre dann in Libyen der erste Schritt hin zum Frieden?
Die internationale Gemeinschaft soll sich aus Libyen raushalten. Wir haben jetzt eine andere Regierung und Parteien. Trotz der vielen Milizen und Gruppen bin ich der Meinung, wir können jetzt selbst einen Weg finden und müssen uns zusammensetzen.
Ist es denn überhaupt möglich, in Ländern mit so vielen verschiedenen beteiligten Gruppen wie Syrien oder Libyen Frieden herzustellen?
Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass es möglich ist. Aber es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns. Wir müssen uns weiter für den Frieden einsetzen, auch wenn es momentan unvorstellbar wirkt.
Können Sie in Deutschland dabei helfen, den Krieg in Libyen zu beenden?
Ich kann hier nur symbolisch arbeiten. Ich demonstriere gegen den Krieg und versuche bei Veranstaltungen Leute zusammenzubringen, damit sie über Menschenrechte und Frieden sprechen. Das ist keine konkrete Hilfe, aber es gibt vielleicht Anstöße, sich entsprechend zu engagieren.
Interview Antonia Wegener
Podiumsdiskussion zum Thema Frieden (auf Englisch) mit deutschen und geflüchteten Aktivisten: 17.30 Uhr, Werkstatt für internationale Kultur und Politik, Nernstweg 32, Eintritt frei
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