piwik no script img

Einblick(665)

Kirsten Weiss, Kunsthändlerin & Gründerin der Galerie Weiss Berlin

Foto: privat

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Kirsten Weiss: Eine schöne Auswahl der Sammlung der Neuen Nationalgalerie ist zu sehen in der Sammlung Scharf-Gerstenberg. In der Ausstellung Surreale Sachlichkeit wird zum Beispiel Grosz’ „Grauer Tag / Magistratsbeamter für Kriegsbeschädigtenfürsorge“ von 1921 gezeigt, mit einer gleichzeitig tragischen und beklemmenden, aber auch komisch-absurden Szenerie.

Welches Konzert in Berlin kannst du empfehlen?

Ich nehme mir oft vor, in die Philharmonie zu gehen, auch wegen des wunderbaren Gebäudes. In der UdK an der Bundesallee finden mehrmals in der Woche Vortragsabende der Studierenden statt, dort will ich hin.

Welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

In Vorbereitung unserer Ausstellung mit dem amerikanischen Maler Ed Clark im Sommer lese ich ein paar Bücher, in denen seine Arbeit kontextualisiert wird. Darunter „Explorations in the City of Light: African-American Artists in Paris, 1945-1965“ von 1996, ein Katalog zu einer Ausstellung in der in Paris entstandene Arbeiten amerikanischer Schwarzer Künstler der Nachkriegszeit gezeigt wurden. Ebenso gibt es ein neues Buch von Darby English „1971: A Year in the Life of Color“, das das kulturelle und politische Potenzial der Abstraktion und der Farbfeldmalerei behandelt.

Was ist euer nächstes Projekt?

Eine Ausstellung mit dem Düsseldorfer Maler Ali Altın, zu der wir ein Gespräch mit dem Kurator Veit Loers veranstalten. Die figurativen Kompositionen Altıns aus manchmal mystischen Figuren, Objekten und Räumen lassen erzählerische Inhalte entstehen, die durch das Groteske und das Schöne historische wie auch zeitgenössische kulturelle Bezüge darstellen.

Zur Person

Dr. Kirsten Weiss studierte an der Goethe-Universität und hat am Massachusetts Institute of Technology promoviert. Ihre Galerie zeigt zeitgenössische Kunst und bietet Künstlern vornehmlich aus den USA die Möglichkeit zu Residenzen, um Arbeiten für Ausstellungen anzufertigen, so auch Evan Nesbit (s. o.). Für Veranstaltungen kooperiert die Galerie mit Kuratoren und Institutionen wie der Villa Aurora oder der Botschaft der Vereinigten Staaten.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Ich habe das große Glück von Werken der Künstler, mit denen ich arbeite, zu leben. Die Gespräche mit Künstlern sind für mich immer wieder eine Gelegenheit, mehr zu lernen, und ein Geschenk, für das ich besonders dankbar bin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen