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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Im Grunde handeln die Romane der britischen Schriftstellerin Jane Austen stets vom selben Thema: den emotionalen und sozialen Verwicklungen, welche die Suche junger Frauen des britischen Landadels nach einem materiell gut ausgestatteten Ehemann so mit sich brachten. Austens genauer und ironischer Blick auf die Gesellschaft ihrer Zeit lässt sich auch in der Kostümkomödie „Love & Friendship“ (R.: Whit Stillman) wiederfinden. Kaum verwitwet begibt sich Lady Susan (Kate Beckinsale) darin auch schon wieder auf die Suche nach passenden Partien: für sich selbst und für ihre gerade erwachsene Tochter Frederica. Dazu werden allerlei Verwandte besucht, bei denen – und auf deren Kosten – man sich ganz selbstverständlich einquartiert. Hat man sich bei den einen unmöglich gemacht, reist man eben zu den nächsten, und während nach außen die Konventionen gewahrt bleiben, wird hinterrücks mit völliger Selbstverständlichkeit und ungebremstem Selbstvertrauen hemmungslos intrigiert. „Love & Friendship“ erweist sich vor allem als exzellentes Konversationsstück mit glänzend aufgelegten Schauspielern, geschliffenen Dialogen voller Ironie und einem abgründigen Blick auf absurde Konventionen (OmU, 17. 3., 21 Uhr, 19. 3., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Auf den Adel in einem anderen Land und zu einem etwas späteren Zeitpunkt blickt Luchino Visconti in seinem Meisterwerk „Der Leopard“ (1962), einem grandiosen Abgesang auf eine dem Untergang geweihte Klasse im Palermo der 1860er Jahre. Rund anderthalb Monate benötigte Visconti, ein detailbesessener Mitinitiator des Neorealismus, allein für die opulente Szene eines Balls – mit echten Adeligen als Statisten und echten Speisen auf originalem Geschirr. Jener findet anlässlich eines Verlöbnisses statt, das dem alten Fürsten von Salina (Burt Lancaster) vor Augen führt, dass die Zeit endgültig über ihn hinweggerollt ist (OmU, 16. 3., 19. 30 Uhr, Arsenal 1).

Überlebt hatten sich im Jahr 1917 auch der russische Adel und die Zarenherrschaft: Nikolaus II. wurde samt Familie verhaftet, unter Arrest gestellt und schließlich ermordet. Zehn Jahre nach den Ereignissen stellte die russische Cutterin und Regisseurin Esfir Schub aus Wochenschauen den Kompilationsfilm „Der Fall der Dynastie Romanow“ zusammen, der das Geschehen inhaltlich als Überwindung der Zeiten finsterer Reaktion rechtfertigt und filmhistorisch vor allem aufgrund des verwendeten Materials interessant ist, das zu finden Schub seinerzeit vor erhebliche Probleme stellte. Jürgen Kurz begleitet den Stummfilm am Flügel (16. 3., 20. 15 Uhr, Kino Krokodil).

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